Tag 169-175
Auf in den Süden
Die Tage in Hanoi waren grau, neblig und auch vergleichsweise kühl. In der Nacht zum Freitag hatte es stark geregnet und so war uns am Morgen bei gerade mal 17 Grad direkt etwas kalt. Wir unternahmen nicht viel und setzten uns in eines der gemütlichen Cafés.
Weil die letzte Nacht-Busfahrt so viel Spaß gemacht hatte, hatten wir uns entschlossen, eine Sleeper-Bus Sammelfahrkarte zu buchen, diesmal bis hinunter nach Saigon. Ursprünglich hatten wir geplant, davor noch zur berühmten Halong Bay zu fahren – allerdings hatten wir mehrere Erfahrungsberichte gelesen, dass sich diese bei schlechtem Wetter kaum lohnt. Da die Anfahrt von Hanoi schon ein paar Stündchen dauert und die Tourpakete nicht so billig sind, dass man sie einfach so mitnimmt (Halong Bay individuell zu machen ist kaum billiger) entschieden wir uns, auf Halong Bay zu verzichten. Außerdem hatten wir hohe Sandstein-Felsen im Nebel ja auch schon in Milford Sound gesehen und daher in etwa eine Vorstellung.
Unser Busticket nach Süden war offen ausgelegt und ziemlich flexibel: Es können diverse Zwischenstopps beliebiger Länge an im Voraus festgelegten Orten eingelegt werden – gültig ist es maximal einen Monat. Aufgrund des günstigen Preises erschien uns dies als sinnvolle Möglichkeit, Vietnam zu durchreisen.
Gegen Abend wurden wir an unserem Gästehaus abgeholt und zu einer Stelle gebracht, wo die Busse abfahren. Dazu setzten wir uns ganz typisch mitsamt unserem Gepäck jeweils auf einen Motorroller mit Fahrer. Anschließend wurden wir unter viel Hupen und scharfe Kurven nehmend durch den dichten Verkehr von Hanoi geschleust. Gegenverkehr und Verkehr von der Seite wurde dabei gekonnt ausgewichen. Rote Ampeln haben in Vietnam ja ohnehin eher empfehlenden Charakter – daran halten tut sich nur wer mag. Wohlbehalten erreichten wir unser Ziel und warteten eine gute Stunde bei frischen Temperaturen bis endlich unser Bus eintraf.
Die Fahrt war nicht allzu gemütlich, die versprochene Toilette innerhalb des Busses existierte nicht, daher wurden wieder Pinkelpausen gemacht. Unangenehme Gerüche waren auch dieses Mal inklusive, über deren Intensität wir erstaunt aber wenig begeistert waren. Verursacht wurden sie durch mitgebrachtes Essen, Schweiß und Käsefüße.
Leidlich ausgeruht kamen wir Samstag früh in Hue an. Natürlich wurden wir wieder von Taxi- und Motorrollerfahrern bedrängt, doch wir entschieden uns die 2,5 km in die Innenstadt zu laufen. Wir fanden zwischen den zahlreichen Gästehäusern wieder eines mit günstigen Zimmern und ruhten uns erstmal aus.
Ein gemütlicher Zwischenhalt in Hue
Da das Wetter am Samstag und Sonntag auch in Hue noch eher unangenehm und grau war, unternahmen wir nicht viel mehr als durch die Stadt zu streifen und Restaurants zu testen. Am Montag, den 24. März klarte es am Vormittag etwas auf, blieb aber ansonsten weiterhin bewölkt. Wir liehen uns Fahrräder, um einen kleinen Ausflug zu machen.
Hue war kaiserliche Hauptstadt in der Nguyen Dynastie und ist heute Hauptstadt der Thura-Thien-Hue Provinz. Unser erstes Ziel war die alte Kaiserstadt. Diese ist von Mauern und einem mit Flusswasser gefüllten Burggraben eingeschlossen. Der ganze Komplex trägt den Namen „Zitadelle“. Innerhalb der Kaiserstadt befindet sich die verbotene Stadt, ein abgegrenzter Bereich, der damals der kaiserlichen Nguyen Familie vorbehalten war. Der Begriff und der Aufbau der Anlage erinnerte uns an die verbotene Stadt in Peking.
Erst 2012 hatte die vietnamesische Regierung ein großes, 60 Millionen Dollar schweres Projekt gestartet, um die Zitadelle zu restaurieren. Die entsprechenden Arbeiten sind noch immer im Gange und sollen 2015 abgeschlossen sein. Da die Anlage sehr weitläufig ist, brauchten wir einige Zeit, um uns alles anzuschauen.
Unser zweites Ziel war nach einem kurzen Mittagessen die Thien Mu Pagode, ein buddhistisches Kloster, etwas erhöht gelegen direkt am Song Huong Fluss. Der Song Hong Fluss fließt durch Hue und erhielt wegen der vielen Blüten, die im Frühjahr auf dem langsam fließenden Wasser treiben, auch den Namen Parfüm-Fluss.
Besonders charakteristisch für das Kloster ist der siebenstöckige Phưoc Duyen-Turm.
Ein besonderes Ausstellungsobjekt ist ein kleiner Austin Oldtimer, der im hinteren Bereich der Anlage in einer Garage steht. In diesem Auto ließ sich 1963 der Mönch Thich Quang Durc aus Protest gegen die Buddhistenverfolgung durch den katholischen Diktator Ngo Dinh Diem selbst verbrennen. Ein Foto davon ist an der Windschutzscheibe angebracht. Das Ereignis und das Bild sorgten damals für weltweites Aufsehen und führten schließlich zum Sturz von Diem durch die USA. Leider war die Garage zu unserem Besuchszeitpunkt nicht mehr geöffnet, so dass wir keinen Blick auf das Fahrzeug werfen konnten.
Inzwischen war es spät geworden und wir mussten uns etwas beeilen, um zu unserem letzten Stopp zu kommen, der Grabstätte von Tu Duc. Die Anlage wurde im 17. Jahrhundert für den Kaiser Tu Duc erbaut und liegt mitten in einem Kiefernwald. Sie ist weitläufig und in einen Tempel-Bereich und einen Grab-Bereich aufgeteilt.
Leider hatten wir nicht mehr viel Zeit, die schöne Architektur zu bestaunen, da es bereits dämmerte und die Anlage in Kürze schließen wollte.
Hoi An: Sonnige Strandtage
Für die Weiterfahrt in Richtung Süden hatten wir für Dienstagmittag den Bus nach Hoi An telefonisch bestätigt. Am Busbahnhof angekommen wusste allerdings niemand Bescheid und es gab auch keine Ansprechpartner. Da der Bahnhof etwas größer war, erkundigten wir uns zuerst an den Ticketschaltern in der Eingangshalle. Meist wurden wir sofort abgewimmelt, weil keiner englisch verstand. Zwischendurch wurde auch behauptet, dass es keine direkten Busse nach Hoi An gäbe. Ein weiteres Telefonat führte zum Ergebnis, dass wir einfach warten sollen, der Bus würde schon noch eintreffen. Wo genau und wie der Bus aussah war nicht in Erfahrung zu bringen. Schließlich schnappten wir uns unser Gepäck und liefen einfach zu dem nächsten Bus, an dem gerade besonders viele westlich aussehende Menschen abgeladen wurden. Das war dann auch tatsächlich der Richtige und es folgte eine angenehm kurze Fahrt von nur wenigen Stunden.
Da das Wetter wieder sonnig und heiß war, nutzten wir den Mittwoch und den Donnerstag für ausgedehnte Strandtage. Ein ruhiger Strandabschnitt war von unserer Unterkunft mit geliehenen Fahrrädern in wenigen Minuten zu erreichen. Aufgestellte Liegen mit Sonnenschirmen aus Holz und Bambus, weißer Sand, wildes Meer und ein wolkenloser Himmel ließen zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise richtiges Urlaubsgefühl aufkommen. Gekrönt wurde diese Erfahrung durch frisch gekühlte Mango-Shakes, die genau wie das Essen direkt an die Liegen gebracht wurden. Ein Traum für jeden Freund von günstigem Pauschaltourismus.
Am späten Nachmittag des Donnerstags (27. März) begaben wir uns nach einem weiteren Strandtag erneut zum Busbahnhof, um die Weiterreise in den Süden anzutreten. Auch diesmal hatte unser Bus Verspätung, bot aber dafür den bisher größten Komfort: eingebaute Toilette, Liegen mit ausreichend Beinfreiheit, Gepäckfächer für die Schuhe und kostenfreies WLAN. Diesmal hinderten uns nur die sehr schlechten Straßenverhältnisse am Schlafen.
Ihr beiden Lieben, erholt euch von dieser anstrengenden Tour und geniesst die Tage in Südvietnam! Arian in den Reisfeldern sieht sehr glücklich aus. Und Sarahs meditatives Bild am Meer strahlt Frieden aus und Harmonie.
Alles Gute für euch!
Hallo ihr zwei,
ich würde nun auch gern am Strand sitzen… hmm…
Unsere Temperaturen steigen aber auch langsam an. Das Wochenende habe ich fast ausschließlich auf dem Balkon verbracht, habe Blumen gepflanzt, gesät, den Kopf in die Sonne gehalten und abends bei Kerzenschein ein Glas Wein getrunken :-) Das war fast wie Urlaub :-)
Bleibt beschützt!
Ganz liebe Grüße, Maria :-)
Hallo Ihr Zwei!
Viele liebe Grüße aus Deutschland! Wir sind mittlerweile wieder zurück in der Heimat und da macht Euer Blog gleich doppelt Spaß!
Lasst es Euch weiterhin in Vietnam gut gehen!
David und Ann-Kathrin
Hi ihr zwei,
ich bin auch gar nicht neidisch wegen dem schönen Strand und dem leckeren Essen… ;) Schön, dass es euch gut geht. Die letzten Berichte hab ich auch alle gelesen und die Bilder angeschaut und euch für euren Mut und die Ausdauer bewundert! hatte mir nur keine Zeit genommen, euch was zu schreiben.
Letzte Woche war ich wieder in Berlin, und hab an euch gedacht… hatte diesmal eine andere, aber auch sehr schöne Couch.
Alles Liebe
Rebekka