Nong Khiaw, Muang Ngoi und eine Reise in die Vergangenheit

Tag 147-153

Reise nach Nong Khiaw

Donnerstag, der 27. Februar war mal wieder ein Reisetag. Ein Minibus brachte uns in der Früh zum Busterminal von Luang Prabang und in einem anderen Minibus traten wir dann die Fahrt in Richtung Norden an, nach Nong Khiaw. Nong Khiaw ist ein kleines verschlafenes Dorf, das direkt am Nam Ou Fluss und landschaftlich eindrucksvoll zwischen Sandstein-Bergen gelegen ist. Da sich die meisten Touristen eher südlich Richtung Hauptstadt Vientiane bewegen, ist der Ort entsprechend nicht so überlaufen und dient für viele Reisende primär als Zwischenhalt auf dem Weg in den Norden.

Wir gönnten uns an den folgenden Tagen etwas Ruhe in einem schönen Bungalow direkt am Fluss und erkundeten als passionierte Höhlengänger auch die in der Nähe gelegenen Pathok Caves, ein Höhlensystem aus einer größeren und mehreren kleinen Höhlen, die aber nicht sehr weit in die Tiefe gehen und recht einfach zu begehen sind.

Weiterfahrt nach Muang Ngoi

Wir setzten unsere Reise am Sonntag fort und fuhren weiter nördlich, diesmal wieder mit dem Boot auf dem Nam Ou Fluss. Wir kamen wieder in den Genuss wunderschöner, idyllischer Landschaften und friedlicher Ruhe, die nur durch das gleichmäßige Tuckern des Motors leicht gestört wurde.
Gegen Mittag erreichten wir nach einer Bootsfahrt von knapp 1 1/2 Stunden Muang Ngoi. Der kleine Ort liegt inmitten von hohen Bergen und dichtem Dschungel und ist noch dörflicher und ursprünglicher als Nong Khiaw. Einfache Bambushütten reihen sich aneinander, vereinzelt gibt es kleine Läden, wo man handgewebte Stoffe oder Tücher kaufen kann. Überall laufen spielende Kinder und gackernde Hühner umher. Katzen und Hunde liegen träge im Schatten und dösen. Die Restaurants und Gästehäuser sind schlicht und gemütlich. Für motorisierten Verkehr besteht ebenso wie für Menschen nur Zugang via Schiff, entsprechend sind nur wenige Motorroller und fast keine Autos auf den sandigen Straßen zu sehen. Noch vor einem Jahr war die Stromversorgung sehr limitiert und es gab nur zu bestimmten Zeiten Strom. Inzwischen ist sie grundlegend ausgebaut und wird vor allem von den Gästehäusern und Restaurants genutzt, wo es ganztägig Elektrizität gibt. Internet oder Bargeldversorgung (in Form von ATMs) gibt es aber gar nicht.

Leben in den kleinen Dörfern rund um Muang Ngoi

Muang Ngoi war für uns der Ausgangspunkt, um das ländliche Leben in den kleinen Dörfern in der Umgebung kennenzulernen und besser in die Kultur einzutauchen. Es gibt dort praktisch keine Stromversorgung und kein fließendes Wasser. Die sehr einfachen Unterkünfte bestehen aus kleinen Zimmern in Bambushütten, in denen dünne Matratzen überspannt mit Moskito-Netzen auf dem Boden liegen. Eine Übernachtung kostet umgerechnet etwa 90 Cent.

Das erste Dorf „Huay Sen“ erreichten wir am Montag nach einem Fußweg von etwa zwei Stunden. Der staubige Feldweg führte uns vorbei an einer Höhle, steilen Bergen und durch ein flaches Flussbett, bis wir uns an Wasserbüffeln vorbeizwängten und schließlich in Huay Sen ankamen. Gleich am Anfang des Dorfes stand ein kleines Gästehaus und der Besitzer lud uns in einfachem englisch ein, zu bleiben, zu essen und eines seiner Zimmer zu beziehen.
Nach einer kleinen Mahlzeit bestehend aus gebratenen Nudeln mit Blattgemüse verbrachten wir die Mittagshitze, wie die meisten anderen Dorfbewohner, im Schatten auf der Terrasse des Gästehauses. Am frühen Nachmittag streiften wir ein wenig durch das Dorf und am Fluss entlang, wo sich die Leute wuschen und badeten. Im Schatten ihrer Hütten flochten Menschen kleine Körbe zum Dämpfen von Reis, oder saßen einfach nur auf den kleinen Terrassen. Hühner, Enten, Schweine und Hunde waren allgegenwärtig. Nur wenige Touristen schauen hier vorbei, noch weniger bleiben über Nacht. Wir fühlten uns in dem kleinen idyllischen Dorf in der Zeit zurückversetzt.
Am späteren Nachmittag gingen wir mit dem Sohn des Gästehausbesitzers zum Fischen. Dazu liefen wir einige Minuten über trocken gelegte Reisfelder zu einem Teil des Flusses, wo kleine Dämme zur Stromgewinnung durch Wasserkraft errichtet sind. Nach diesen Dämmen sammelt sich das Wasser in etwas tieferen Becken und die Dorfbewohner benutzen harpunenartige Geräte, um die sehr kleinen Fische zu fangen, die in diesen Becken schwimmen.
Da die Dämme aus Steinen und Erde bestehen und hohem Wasserdruck ausgesetzt sind, müssen sie immer wieder repariert werden. Der Strom, den die kleinen Generatoren erzeugen, reicht gerade, um zwei Leuchtstofflampen im Dorf zu betreiben. Tagsüber werden die Generatoren aus dem Wasser genommen, um den Verschleiß gering zu halten.
Als die Dämmerung anbrach, hatte die Fischerei drei kläglich kleine Fische eingebracht. Wir sahen Frauen und Männer von der Arbeit auf den Feldern und den Wäldern kommen, bepackt mit großen Bündeln von Holzscheiten zum Heizen und Bambusrohren zum Bau/Ausbessern von Hütten.
Unser Abendessen kochten wir zusammen mit unserer Gastgeberfamilie in deren Behausung. Innen gab es eine Feuerstelle, auf der Wasser gekocht und Essen zubereitet wird. Ohne einen Schornstein oder entsprechenden Abzug musste der Rauch aus den Türöffnungen entweichen. Dass in dem gleichen Raum Kinder und Erwachsene schliefen, erschien uns aufgrund der Rauchentwicklung als sehr problematisch.

Am Dienstag, den 4. März nutzten wir wieder die frühen, etwas kühleren Morgenstunden, um zum nächsten Dorf zu wandern. Die Hähne hatten uns pünktlich um 5:30 zum Anbruch der Morgendämmerung geweckt. Wir aßen Sticky Rice und Omelett zum Frühstück, putzten unsere Zähne am Fluss und liefen etwa eine Stunde durch traumhafte Landschaften bis wir Ban Na erreichten, ein etwas größeres Dorf, das direkt an der Hauptstraße gelegen ist. Das einzige Gästehaus befindet sich ganz am Ende und ist damit im Gegensatz zu Huay Sen räumlich vom Dorf recht deutlich abgetrennt.

Wieder unternahmen wir kleinere Wanderungen in der Gegend und genossen die atemberaubende Aussicht. Ein wohltuendes Bad im kalten Fluss verschaffte uns bei der starken Mittagshitze angenehme Abkühlung.
Gegen Nachmittag besuchten wir das letzte Dorf in der Gegend: Huay Bo. Dieses Dorf scheint bei Touristen am Beliebtesten zu sein und ist auch am Besten ausgeschildert. In den beiden Gästehäusern sahen wir einige von unseren Mitreisenden von der Bootsfahrt wieder.

Die Nacht verbrachten wir in Ban Na. Sie war von Getrappel und Geraschel von Tieren begleitet, die um unseren Bungalow herumstreiften. Darunter auch der Hund „Dick“, der zu uns Vertrauen gefasst hatte und sich selten von unserer Veranda entfernte.

Rückkehr und Weiterfahrt nach Muang Khua

Wir brachen am nächsten Tag sehr früh auf, um rechtzeitig zurück in Muang Ngoi zu sein. Dort wollten wir das Boot um 9:30 nehmen, das uns weiter gen Norden nach Muang Khua bringen sollte. Der zweistündige Rückweg gestaltete sich durch die frischen Temperaturen am Morgen äußerst angenehm und die Landschaft erschien in leichtem morgendlichen Nebel. Den ganzen Weg über begleitete uns unser neuer Freund „Dick“, der sich einfach nicht zum Dorf zurückschicken ließ. In Muang Ngoi ließ er sich schließlich von einem Stand mit frischem Essen ablenken. Wir hoffen, er findet sich in der neuen Umgebung gut zurecht!
Das Boot nach Muang Khua braucht etwa 5 Stunden für den Weg. Da die meisten Touristen aber lieber wieder zurück nach Nong Khiaw fahren, bleiben oft nur wenige Fahrgäste übrig, die die Fahrt machen wollen. Es ist eine Minimalanzahl von 10 Personen erforderlich, damit die Fahrt überhaupt gemacht wird und man muss sich dazu in entsprechende Listen eintragen. Wir hatten Glück, dass an diesem Morgen genug Fahrgäste zusammenkamen. Es folgte eine weitere Bootsfahrt flussaufwärts zwischen den Bergen. Während der Trockenzeit ist der Nam Ou oft sehr flach und es ist aufmerksames Navigieren mit dem Boot erforderlich, um nicht auf die Steine aufzuschlagen, die oft nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche liegen. Gerade stromaufwärts wird dem Motor unter diesen Bedingungen einiges abverlangt.
Komplikationslos erreichten wir am frühen Nachmittag Muang Khua. Dies ist der Transitort, über den wir später zur vietnamesischen Grenze reisen wollen. Im Augenblick war er aber zunächst ein Zwischenhalt für die noch längere Fahrt weit in den Norden, nach Phongsali.

 

2 Kommentare zu “Nong Khiaw, Muang Ngoi und eine Reise in die Vergangenheit

  1. Karla und Seeky

    Wir freuen uns immer so sehr, eine Nachricht von euch zu bekommen und euch auf den Bildern wiederzusehen! Ihr seht gesund und gut aus.
    Wie eindrucksvoll und anschaulich ist das einfache und naturverbundene Leben in den laotischen Dörfern beschrieben! Diese Erlebnisse werdet ihr sicher nie vergessen. Das ist doch etwas anderes als in unserer Konsumwelt sein Leben zu verbringen!
    Wir reisen in Gedanken mit euch und wünschen euch weiterhin viel Glück!
    Bleibt vor allem gesund und munter!

  2. Erika und Hans

    Heute melden wir uns wieder! Wir waren eine knappe Woche verreist (im Erzgebirge),kamen wieder gut zurück, aber ich (E.) hatte mich so richtig erkältet, wobei mir die bekannten unerfreulichen Symptome das Leben schwer machten. Allmählich aber geht es wieder bergauf, zumal das Wetter sehr freundlich und frühlingshaft ist.
    Wie immer haben wir Eure anschauiiclhe Berichtersattung mit großem Interessse gelesen und freuen uns mit Euch über Eure neuen Erfahrungen.
    Kürzlich habe ich mit Bekannten im Vogelsberg telefoniert, deren Enkel gerade Abitur macht, nach dessen Erledigung der frischgebackene „Mulus“ ( wie man früher sagte) und seine Freundin, eine ebenfalls bald frisch gebackene „Mula“, eine Auszeit.nehmen möchten, um eine Weltreise anzutreten. Das erforderliche Geld soll
    unterwegs verdient werden. Weitere Einzelheiten wissen wir nicht.
    Euch beiden wünschen wir alles erdenklich Gute, bleibt schön gesund und erkältet Euch nicht.
    Herzlich,
    Erika und Hans

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