An die Grenze Nordkoreas und E-Sport Freuden

Tag 35

Ein Blick in Kim Jong Uns Reich

Am Donnerstag, den 7. November mussten wir zeitig um kurz nach 5:00 aufstehen, da unsere Tour in den Grenzbereich von Nordkorea schon um 7:30 startete. TH kümmerte sich mit enormer Fürsorge um uns und hatte bereits am Abend zuvor vorgeschlagen, uns zu einer günstigen U-Bahn Station zu bringen, um den Anfahrtsweg zum Tour-Treffpunkt zu verkürzen. Obwohl wir ihm versicherten, dass wir uns allein ohne Probleme zurechtfinden, stand er früh mit uns auf („No problem, I am early bird“), machte Frühstück für uns und brachte uns ein Stück weit mit dem Auto.

Unsere Tour hieß „DMZ/JSA & 3rd Tunnel TOUR“ und umfasste einen Besuch der „Joint Secure Area“ (die gemeinsame Sicherheitszone von Nord- und Südkorea), der Dorasan-Station, dem Dora Observatorium sowie dem 3. Infiltrationstunnel. Dazu mussten wir uns beim Tourveranstalter um 7:00 mit unserem Pass anmelden und eine Erklärung unterschreiben, dass wir uns dem nicht auszuschließenden Restriskiko (Gefahr für Leib und Leben) der Tour bewusst sind. 

Pünktlich um 7:30 fuhr uns der Bus zu unserer ersten Station, der JSA. Sie dient als Verhandlungsort für beide Staaten und dort wurde auch der Waffenstillstandsvertrag unterschrieben, der das Ende des Koreakrieges besiegelte. Diese Sicherheitszone ist der einzige Ort an der Grenze, der unter militärischer Aufsicht für Touristen zugänglich ist.
In einem Camp kurz vor der Grenze erhielten wir in einer kurzen Präsentation Hintergrundinformationen zum Koreakrieg und der politischen Situation. Dann stiegen wir in Militärbusse um, da Zivilfahrzeuge nicht in die Sicherheitszone hineinfahren dürfen. Ein U.S. Soldat klärte uns unterwegs über Minenfelder und andere Abwehrmechanismen auf, die wir passierten. Außerdem erhielten wir die strikte Anweisung, mit den nordkoreanischen Soldaten weder verbal noch nonverbal zu kommunizieren. Innerhalb der JSA standen die südkoreanischen Soldaten in der typischen Taekwondo-Ausgangsstellung – absolut bewegungslos und jederzeit bereit zu reagieren und/oder in Deckung zu gehen. Sonnenbrillen und ein emotionsloser Gesichtsausdruck sollen kompromisslose Kampfbereitschaft demonstrieren. Innerhalb der JSA herrschte eine gespenstische Ruhe.

Unser zweiter Stopp war die Dorasan-Station. Sie ist die letzte Station, die mit dem Zug von Südkorea aus zu bereisen ist. Die Infrastruktur zur Weiterfahrt in den Norden besteht, bleibt aber natürlich verwehrt. Auch dieser Bahnhof wird von Soldaten überwacht.

Nach dem Mittagessen war die dritte Station das Dora Observatorium, wo wir dank des klaren Wetters weit hinüber nach Nordkorea blicken konnten. Wir konnten den Turm mit der nordkoreanischen Flagge, die Stadt Kaesong und die gemeinsame Sonderwirtschaftszone sehen. Leider war auch durch das Fernglas kein Betrieb zu erkennen, alles wirkte ausgestorben. Offiziell ist sie seit September wieder geöffnet.

Unser letzter Stopp war der dritte Infiltrationstunnel. Nach dem Kriegsende im Juli 1953 wurden von der Seite Nordkoreas aus Tunnel in Richtung Süden gegraben, vermutlich um unbehelligt Truppen in den Süden schleusen zu können. Bisher wurden vier dieser Tunnel entdeckt – den Dritten durften wir im Rahmen der Tour ein Stück weit betreten. Eine Herausforderung für den Rücken, da man fast die ganze Zeit gebeugt laufen musste.

Anschließend brachte uns der Tourbus wieder zurück. Die einstündige Fahrt war eine gute Gelegenheit, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten und um etwas Schlaf nachzuholen.

GomTV Starcraft Turnier

In Korea sind Videospiele und Gaming ein sehr starker Wirtschaftszweig. Seoul gilt als Hauptstadt des E-Sports. E-Sport steht für „elektronischer Sport“ – dabei steht nicht die körperliche Ertüchtigung im Vordergrund, sondern der faire Wettkampf-Gedanke, ein sich messen in einer Disziplin, verkörpert durch ein konkretes Videospiel. Als Begründer des E-Sports gilt allgemein das Spiel Starcraft, das 1998 erschien und in Südkorea ein massiver kommerzieller Erfolg war. Da das Spiel so aufgebaut ist, dass es allein durch taktisches und strategisches Geschick möglich ist, einen gleichstarken Gegner auf faire Weise zu bezwingen, entstand ein breites Zuschauerinteresse und nach einiger Zeit formierte sich die Kespa (Korean E-Sport Association), die den E-Sport in Korea etabliert und verwaltet, Turniere organisiert für Übertragungen im Fernsehen sorgt usw.

Wir waren am Abend bei einem Match des 2010 erschienenen Starcraft-Nachfolgers, das von zwei südkoreanischen Teams im GomTV Studio ausgetragen wurde. Der Eintritt war frei – wir erhielten einen Energydrink und als Ausländer auch ein Gerät, um die englischsprachigen Kommentatoren hören zu können. Die Spieler beider Teams saßen in schallisolierten Glaskästen. Es war nur ein Vorrundenspiel in einem kleinen Studio mit wenig Gästen, aber dennoch erstklassige und spannende Unterhaltung – wenn man etwas damit anzufangen weiß :wink: . Wer sich das Match ansehen will, kann das hier tun. Wir sitzen in der ersten Reihe vorne links – wer genau hinschaut (und bis Minute 5:16 durchhält), entdeckt uns vielleicht!

2 Kommentare zu “An die Grenze Nordkoreas und E-Sport Freuden

  1. Patricia

    Oh man ist das alles interessant!!! Euren Fernsehauftritt haben wir gesehen. Toll!!! Wir freuen uns auf weitere Berichte, so viele Erlebnisse!!! Liebe Grüße ans andere Ende der Welt Patti, Robert & Fiona

  2. Karla

    Sehr spannender Bericht über die nordkoreanische Grenze! Auch die Fotos sind sehr eindrucksvoll. Schade, dass ihr Kim Jong Un nicht besuchen könnt!
    Das Kontrastprogramm ist der „E-Sport“ – na ja. Ich habe die 5:16 Min. durchgehalten, euch gesehen und mich gefreut!

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