Auckland: Wolkenkratzer, Stau und Berufsverkehr

Tag 46-49

Singapur Airport und Ankunft in Auckland

Am 16. November hob der Flieger am frühen Mittag in Hongkong ab, um uns den langen Weg nach Neuseeland zu tragen. Dabei hatten wir einen knapp vierstündigen Zwischenhalt in Singapur. Der Flughafen ist riesig und bietet eine Fülle an Annehmlichkeiten, selbst im Transitbereich. Neben zahlreichen Läden und Restaurants sind in kurzen Abständen Fernseh-Ecken und PC-Workstations aufgestellt, die man umsonst benutzen kann. In einigen Bereichen sind bequeme Sitzecken und Liegen aufgestellt für das kurze oder auch etwas längere Nickerchen. Selbst ein Außenbereich mit kleinen Gärten ist eingerichtet, wo uns die tropische Hitze Singapurs entgegenschlug. Auf diese Weise verging der Aufenthalt schnell – weniger schnell verging der anschließende 10-stündige und recht unbequeme Flug, aber schließlich erreichten wir am Sonntag den 17. November gegen 10 Uhr morgens Ortszeit den Auckland-Flughafen.

Die Einreise in Neuseeland erfordert laut auswärtigem Amt eine Reihe von einzuhaltenden Formalitäten, aber unser deutscher Reisepass wurde nur einen kurzen Moment beäugt und zack – hatten wir den Stempel, der uns einen 3-monatigen Aufenthalt gewährt. Nach unserem Ausreise-Flugticket nach Sydney, das wir zur Sicherheit gebucht hatten, wurde nicht gefragt – aber unser gebuchter Tarif erlaubte uns ohnehin die kostenfreie Stornierung. Die Einfuhr von Obst, Gemüse und Pflanzen nach Neuseeland ist streng untersagt und wird auch gründlich (u.a. mit Spürhunden) kontrolliert. Ebenso müssen Schuhe und Kleidung frei von Erde und grobem Dreck sein. All diese Prozesse gingen aber zügig vonstatten, so dass wir schon kurze Zeit später im Bus saßen, der uns ins Stadtzentrum von Auckland fuhr, wo wir für unsere erste Nacht ein Backpacker-Hostel gebucht hatten.

Am Nachmittag waren wir mit Miyo verabredet, die wir einige Wochen zuvor in Nagasaki beim Couchsurfing kennen gelernt hatten. Sie spielt Violine im Orchester und hatte damals in Japan einen Auftritt. Bei der Gelegenheit hatte sie auch ihre Familie in Nagasaki besucht, sowie Nick, der dort unser Gastgeber war. Sie hatte eine Freundin dabei und holte uns mit dem Auto von unserem Hostel ab. Gemeinsam fuhren wir nach „Mission Bay“ einem Stadtstrand in Auckland. Zum Baden war es noch etwas zu kalt, aber wir hatten eine entspannte Zeit am Strand und gönnten uns später noch Fish&Chips und Kaffee in einem der zahlreichen Lokale. Anschließend fuhr uns Miyo noch zu einem schönen Aussichtspunkt und Memorial Garten, gewidmet „Michael Joseph Savage“, einem berühmten neuseeländischen Premierminister.

Couchsurfing – es geht weiter

In Hongkong hatten wir aufgrund der niedrigen Zahl aktiver Couchsurfing Hosts leider keine Zusage erhalten und die ganze Zeit in einem Hostel übernachtet. In Neuseeland hatten wir wieder mehr Glück. Louise und Dave hatten zugestimmt, uns für drei Tage als ihre Gäste in ihr Haus aufzunehmen. Nachdem wir den Montag tagsüber etwas durch Auckland City und Auckland-Domain (einer großen Parkanlage mit Wintergarten) spaziert waren und uns auch das Auckland-Museum angesehen hatten (allerdings nur von außen), holten uns die beiden am frühen Abend vor dem Hostel ab. Zusammen fuhren wir durch den dichten Verkehr den Highway über die Harbour-Bridge (Hafenbrücke) und erreichten kurze Zeit später ihr Haus, wo wir wieder einmal ein eigenes Zimmer mit großem Bett und sogar ein eigenes Bad im Untergeschoss erhielten. Zum Abendessen fuhren wir noch zu einem Burgerladen in der Nähe, wo es günstige und u.a. auch sehr gute vegetarische Burger gab! In der Nähe war der Takapuna-Strand, wo wir den Abend verbrachten und unsere Burger verspeisten.

Hausverkauf und Strandtag

Louise und Dave waren ausgesprochen gastfreundlich und vertrauensvoll. Wir erhielten einen Hausschlüssel und durften uns zum Frühstück nach Belieben aus dem Kühlschrank bedienen. Da die beiden ihre eigene Weltreise planen (die im April nächsten Jahres beginnen soll und sie durch Südamerika, USA sowie Europa und auch Vietnam führen wird), hatten sie ihr Haus über eine Maklerfirma zum Verkauf gestellt. Das bedeutete regen Maklerbesuch Dienstag früh ab 10:00. Wir waren noch nicht ganz mit dem Frühstück fertig, als die Tür aufgeschlossen wurde und die ersten kurzen Besichtigungen der Räumlichkeiten erfolgte. Als wir 10:30 das Haus verließen, hatten wir 6 Makler begrüßt, wurden 4 Mal mit den Eigentümern verwechselt und 2 Mal um Erlaubnis für eine Besichtigung gebeten. Um weiteren Verwirrungen vorzubeugen, packten wir rasch unsere Sachen zusammen und begaben uns auf einen kleinen Fußmarsch zu Castor Bay, einem nahe gelegenen Strand, wo wir einen entspannten Tag verbrachten. Als wir am frühen Abend zurückkehrten, waren Louise und Dave schon da. Sie hatten ein Besichtigungstermin für den Abend vereinbart, bei dem das Haus leer sein sollte. Deshalb machten wir uns nach einem leckeren Abendessen, das Louise zubereitet hatte, alle zusammen mit dem Auto auf den Weg nach Devonport, einem Vorort von Auckland, wo wir auf einem vulkanischen Berg eine grandiose Aussicht auf die Stadt und die nähere Umgebung genießen konnten. Um den Moment noch zu versüßen, hatten wir uns zuvor im Supermarkt noch mit Wein, Schoki und Eis eingedeckt.

Rangitoto

Wir hatten von Louise und Dave aber auch von Miyo und ihrer Freundin zahlreiche Tipps für Ausflüge und Touren erhalten. Einer davon war Rangitoto Island, eine vulkanische Insel, die beinahe unbewohnt und kaum bebaut ist. Wir standen zeitig auf und wurden von Dave nach Downtown gefahren, von wo die Fähre nach Rangitoto verkehrt. Dabei standen wir einige Zeit im morgendlichen Verkehr. Das Phänomen Stau ist auf Neuseeland noch nicht lange bekannt. In den letzten Jahren hat der Verkehr insbesondere in Stadtnähe stark zugenommen.

Rangitoto Island ist mit schwarzem Vulkangestein bedeckt, mit Wald und Pflanzen bewachsen und auch von Höhlen durchzogen, die man betreten kann. Von oben erhält man bei klarem Wetter einen fantastischen Ausblick auf Auckland. Mittwoch, der 20. November war ein sonniger und wolkenloser Tag und so konnten wir nach einer kurzen Fahrt mit der Fähre und einem ca. einstündigen Aufstieg die Aussicht voll und ganz genießen. Ein weiterer Marsch führte uns zu den Höhlen, durch deren Gänge wir uns teilweise fast kriechend zwängen mussten, nach einer Weile aber mehr Platz hatten, um aufzustehen. Die Taschenlampen unserer Smartphones leisteten dabei unverzichtbare Dienste.

Nach dem Ausflug waren wir am frühen Abend mit Miyo verabredet. Es war unser letzter Tag in Auckland und wir wollten sie noch einmal sehen. Sie holte uns mit dem Auto Downtown von der Queen Street ab und wir fuhren zu einem weiteren Aussichtspunkt, Mt. Eden, der höchste inaktive Vulkan Aucklands (beinahe 200m hoch). Der kegelförmige Krater ist mit Gras bewachsen und in der frühabendlichen Sonne schön anzusehen. Zum Abendessen fuhren wir gemeinsam zum Thailänder und anschließend brachte uns Miyo noch heim zu Louise und Dave (sie selbst wohnt nur wenige Minuten von ihnen entfernt).

Mietwagen und die Tücken des Linksverkehrs

Um Neuseeland angenehm bereisen zu können, hatten wir uns entschieden ein Auto zu mieten. Ironischerweise gibt es dank des schlecht ausgebauten Zugnetzes und des Nahverkehrs kaum einen praktikableren Weg, die grandiose Natur Neuseelands zu genießen, als sie mit dem Auto zu verpesten. Zum Glück sind die Wege auf Neuseeland nicht weit und so war die günstigste Alternative, ein „Backpacker“-Suzuki Baleno für uns die erste Wahl. Der Linksverkehr brauchte eine gewisse Gewöhnungszeit, vor allem beim Abbiegen, den Verkehrsknotenpunkten und den Highways, aber schon bald hatten wir uns an die Gegebenheiten ganz gut angepasst und die anfängliche Anspannung verflog mehr und mehr.

Da die Highways auch außerhalb der Stadtgebiete nie wirklich leer werden, entschieden wir uns auf den ruhigeren und wesentlich schöneren Landstraßen zu unserem nächsten Ziel zu fahren: Cambridge. Dort in der Nähe wartete unsere nächste Couchsurfing Familie auf uns: Pauline, Sam und die Kinder Reuben und Jude. Sie wohnen auf einem kleinen, idyllischen Bauernhof mitten im Nirgendwo mit drei Hühnern, einer Katze und ca. 150 Kühen. Dort wollten wir die nächsten drei Tage verbringen.

3 Kommentare zu “Auckland: Wolkenkratzer, Stau und Berufsverkehr

  1. Karla

    Was für ein anschaulicher Bericht! Rangitoto muss ja beeindruckend sein. Und so nette Menschen habt ihr kennengelernt! Es macht richtig Spaß, auf diese Weise an eurer Reise teilzunehmen. Interessant auch die Entfernungstafel. Wo habt ihr sie fotografiert? Auf dem grasbewachsenen Krater Mt. Eden?
    Also, ihr Lieben in 17 748 km Entfernung von Berlin, passt gut auf euch auf, besonders beim Autofahren im Linksverkehr!
    Ich bin schon ganz neugierig auf Cambridge (New Zealand) ….
    Genießt den Sommer und bleibt gesund!
    Und vergesst nicht, den Nachthimmel der Südhalbkugel einmal genauer zu betrachten.

  2. Regina

    Einmal im Leben zum „Ende der Welt“ zu reisen – Ihr habt es gemacht, bei mir bleibt es ein schöner Gedanke.
    Neuseeland ist für mich eine echte touristische Attraktion und erinnert doch oftmals an europäische Landschaften (mein Eindruck aus vielen gesehenen Fernsehdokumentationen), so dass Ihr Euch „fast heimisch“ fühlen könnt.
    Erkundet also das Land weiter mit den besten Bedingungen hinsichtlich Gesundheit, Wetter, Autoverkehr und Übernachtungen.

    Hier noch eine Nachbemerkung zu Eurem 35. Tag. Dieser Tagesbericht von einer der gefährlichsten Grenzen der Welt war für mich sehr bewegend.

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