Auf der Farm und im Auenland

Tag 50-52

Couchsurfing auf dem Bauernhof

Nach einer gemütlichen Fahrt über vorwiegend einsame Landstraßen trafen wir am Donnerstag Abend, den 21. November bei unseren nächsten Couchsurfing-Gastgebern Pauline und Sam ein. Sie wohnen mit ihren beiden Kindern Reuben und Jude in einem Bauernhaus etwas außerhalb von Cambridge, einsam und sehr idyllisch gelegen. Sie leben von der Milchwirtschaft und nennen neben drei Hühnern und zwei Katzen 150 Kühe ihr Eigen.

Wir wurden ausgesprochen herzlich begrüßt und aufgenommen. Auf dem Tisch der Terrasse stand noch das Abendessen und wir wurden direkt eingeladen, uns zu bedienen. Wieder einmal waren wir von großherziger Gastfreundschaft überwältigt. Später führte uns Pauline noch herum und zeigte uns unser Zimmer, Bad und Küche und da wir von der Fahrt noch etwas geschafft waren, gingen wir zeitig zu Bett.

Am Freitag morgen durften wir ein leckeres Frühstück bestehend aus selbst gebackenem Brot, Frühstücksflocken mit Rohmilch und Obst genießen. Pauline und Sam legen Wert auf nachhaltiges Wirtschaften und decken einen Großteil ihres Lebensmittelbedarfs durch Selbstversorgung ab. Eier und Milch werden aus eigener Haltung bezogen, Gemüse und Kräuter wachsen in einem kleinen Garten in der Nähe vom Haus. Milch und Eier haben Bioqualität – die Tiere bekommen kein leistungssteigerndes Futter oder präventive Medikamente und haben eine Menge Platz auf der Weide. Leider ist die Nachfrage nach dieser Qualität gering, deshalb lohnt sich der Aufwand einer entsprechenden Kennzeichnung bzw. der Verkauf als Bio-Produkt nicht. Hauptabnehmer neuseeländischer Milch ist China und dort ist die Quantität zur Zeit noch der entscheidendere Faktor.

Am Mittag fuhren wir mit Pauline und den Kindern hinaus zu einem anderen Bauernhof, auf dem Sam den Vormittag über gearbeitet hatte. Die beiden planen diesen größeren Hof zu übernehmen und weiterzuführen. Sam sprang auf und gemeinsam fuhren wir auf eine Anhöhe, wo wir ein Mittags-Picknick einnahmen und eine weite Sicht auf die Umgebung bei sommerlichen Temperaturen genossen.

Mittlerweile war unser schlechtes Gewissen wieder auf einem neuen Höhepunkt angelangt. Wir wollten unbedingt etwas zurückgeben und kümmerten uns deshalb um die Einkäufe und das Abendessen.

Am Nachmittag erklärte und zeigte uns Sam ein wenig die Prozesse der Milchwirtschaft. Das Rotieren der Kühe über mehrere Weiden, um das Gras kurz aber nicht zu kurz zu halten, das Zusammentreiben und das Melken der Kühe sowie die Filterung der Milch, bevor sie in den Bottich kommt, aus dem der Milchtanker jeden morgen die Milch abzapft.

Abends, nachdem die Kinder ins Bett geschafft waren, schauten wir noch zusammen den hervorragenden Film „Scott Pilgrim vs. the World“.

Hobbiton

Samstag, den 23. November hatten wir uns vorgenommen, zu einem der Drehorte aus den“Der Herr der Ringe“ Spielfilmen sowie „Der Hobbit“ zu fahren: Hobbiton. Das Filmset war keine 20 Minuten mit dem Auto von „unserer“ Farm entfernt und besteht vor allem aus der Festwiese (wo Bilbo seinen Geburtstag feierte) und zahlreichen Behausungen der Hobbits, zu der auch die Hütte Bilbos zählt. Peter Jackson hatte mit großem Aufwand und mit viel Blick aufs Detail sehr penibel darauf geachtet, den Beschreibungen aus den Büchern und der entsprechenden Zeit gerecht zu werden. Zum Beispiel ist die Eiche, die oberhalb von Bilbos Haus steht, eine aufwendig gestaltete künstliche Nachbildung, bei der jedes einzelne Eichenblatt per Hand angemalt wurde – zwei mal, da Herr Jackson die Farbe beim ersten Mal zu blass war. Weil in einer Zeile im Buch von einem Pflaumenbaum die Rede war, ließ Peter Jackson alle Äpfel von einem im Set stehenden Apfelbaum entfernen und durch künstliche Pflaumen ersetzen. Die Holzzäune und die Balken der Hobbit-Häuser wurden mit aufwendigen Verfahren behandelt, damit sie ihr uriges Aussehen erhielten. Weiterhin mussten Kleider über Wochen dauerhaft getragen werden, damit sie entsprechend gebraucht aussahen und Wäscheleinen aus dem selben Grund über Tage mehrmals mit nasser Kleidung behangen werden. Es gab Personal, das Vollzeit mit derlei Aufgaben beschäftigt war. Da die neuseeländischen Schafe einer zu modernen Züchtung entspringen, ließ er extra Schafe aus England einfliegen. Kostüme, selbst für Statisten, wurden in Handarbeit genäht.
Wenn man sowas hört, bekommt man eine Ahnung davon, wofür man ein Budget von 300 Millionen US-Dollar ausgeben kann. Da das Filmset nach dem Dreh von „Der Herr der Ringe“ abgerissen werden musste, wurde das gesamte Dorf für die Dreharbeiten von „Der Hobbit“ noch einmal komplett neu aufgebaut – mit dem gleichen Aufwand.

Unserer Meinung nach ist der Besuch des Filmsets nur für absolute Fans wirklich lohnend. Hobbiton ist ein sehr schönes Film-Dorf, dem man die Liebe zum Detail deutlich anmerkt, aber der recht hohe Eintrittspreis ist aus unserer Sicht dennoch kaum gerechtfertigt.

Farmleben und McLaren Falls

Vor und nach Hobbiton verbrachten wir Zeit mit den Kindern, halfen das Unkraut im Gemüsegarten zu jäten und das Abendessen vorzubereiten. Am späteren Abend schauten wir uns noch Fotos vom Berlin-Aufenthalt der kleinen Familie an und zeigten einige Bilder von unserer bisherigen Reise.

Am Sonntag mussten wir uns leider von dem idyllischen Paradies und unseren tollen Gastgebern verabschieden. Eine sehr angenehme, aber natürlich wieder zu kurze Zeit lag hinter uns. Unser nächster Stop war Katikati, eine kleine Gemeinde an der Ostküste der Nordinsel, wo es schöne und einsame Sandstrände gibt. Dort warteten schon unsere nächsten Couchsurfing-Gastgeber auf uns.

Auf dem Weg dorthin legten wir einen Zwischenstopp beim McLaren-See und den McLaren Falls ein. Trotz viel Sonne war das Wasser zum Baden aber leider zu kalt.

6 Kommentare zu “Auf der Farm und im Auenland

  1. Daniela

    Wow, die Landschaft sieht einfach traumhaft aus. Was wäre es schön, jetzt dort auf der Wiese zu liegen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Liebe Grüße und weiterhin so tolle Couchsurferfamilien :)

  2. Connie

    Neuseeland scheint ja ein traumhaft schönes Land zu sein. Die Bilder sind toll und die Landschaft atemberaubend. Dies wäre auch einmal ein Lieblingsreiseziel für mich. Ich freue mich immer auf neue Bilder und Berichte von euch und kann es kaum erwarten wenn der nächste Bericht folgt. Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß mit unvergesslichen Erlebnissen :)

  3. Karla

    Das ist ja eine paradiesisch schöne Landschaft und wieder so liebenswerte Gastgeber!
    Erholt euch gut in dieser wunderbaren Natur und genießt das Landleben!
    Wir wünschen euch viel Glück und freuen uns auf weitere Nachrichten von euch!

  4. heli

    ich folge euern abenteuern mit regem interesse u fand Neuseeland ganz besonders
    ansprechend. wir hatten mal vor jahren emigration dorthin in erwaegung gezogen. leider konnte man ueber 45, oder war es 40, kein staatsbuerger mehr werden. weiss nicht, wie das heutzutage ist.
    die bukolische landschaft erinnert mich an die Rhoen an schoenen sommertagen.
    bleibt gesund und fit !

  5. Maria

    Einfach nur wunderschön!! Man beginnt zu träumen, wenn man die Bilder sieht.
    Freue mich so für euch und wäre auch gern in Neuseeland :-) Naja, dafür ess ich jetzt die Füllung meines Weihnachtskalenders, ätsch!
    Fühlt euch umarmt!
    Maria

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