Tag 351-355
Kinpun und der goldene Fels
Am 27. November unternahmen wir eine weitere längere Busfahrt nach Kinpun. Kinpun ist ein kleiner Ort im Süden Myanmars, der für interessierte Besucher der Ausgangspunkt ist, um die Kyaikto Pagode zu besuchen, auch bekannt als „Goldener Fels“ bzw. „Golden Rock“. Unter den Burmesen ist diese Pagode ein sehr bedeutendes Heiligtum und viele Menschen pilgern in den Monaten von November bis März dort hin. In der Sprache der im östlichen Myanmar lebenden Mon bedeutet „Kyaikto Pagode“: „Pagode, getragen auf dem Kopf eines Einsiedlers“. Der Felsen selbst ist ein komplett vergoldeter Granitfindling, der so auf dem darunterliegenden Felsvorsprung sitzt, dass man den Eindruck hat, er könnte jeden Moment herunterfallen. Der Legende nach wird er aber von zwei Haaren Buddhas im Gleichgewicht gehalten und überstand erst 2005 ein Erdbeben der Stärke 4,8.
Nachdem wir am Nachmittag angekommen waren und in einem Gästehaus eingecheckt hatten, streiften wir ein wenig in Kinpun umher. Zwischen Kinpun und dem goldenen Fels verkehren am Vormittag zahlreiche Trucks, um die vielen Menschen zum Gipfel und wieder von dort wegzubringen. Wir quetschten uns daher am Freitag in aller Früh mit vielen anderen Leuten auf die ausgebaute Ladefläche eines Trucks und fuhren den holprigen, gewundenen Weg bergauf. Oben tummelten sich bereits die Menschenmassen. Viele Räucherstäbchen brannten, es wurde gebetet, die Kulisse mit ihren weiten Berglandschaften war eindrucksvoll. Erstaunlich ist, wie wenig Berührungspunkte zwischen dem goldenen Fels und dem Untergrund bestehen.
Den Weg bergab bestritten wir zu Fuß. Nach ein paar Stunden Marsch mit toller Aussicht standen wir an einem Checkpoint für die Trucks und fuhren die restlichen Kilometer wieder auf der Ladefläche mit. Am Mittag des selben Tages ließen wir uns von Moped-Taxis zum Bahnhof in Kyaikto bringen, wo wir mit dem Zug weiter nach Mawlamyine fahren wollten, einer der größeren Städte im östlichen Süden Myanmars.
Kurze Tage in Mawlamyine
Zugfahrten mit der burmesischen Bahn sind äußerst preisgünstig, aber sehr langwierig und erstaunlich holprig. Zwischen Kinpun und Mawlamyine liegen nur etwa 130 Kilometer – trotzdem waren wir mehr als vier Stunden unterwegs. Streckenweise schwankte der behäbige Zug nicht nur nach links und rechts, sondern sprang durch den schlechten Zustand der Gleise regelrecht von oben nach unten.
Mawlamyine war wegen seiner geeigneten Position als Handelsstadt eine der bedeutendsten Städte während der britischen Kolonialzeit. Während seiner Zeit in Burma diente hier George Orwell als Polizeioffizier (Orwells Buch: „Tage in Burma“ wird übrigens an vielen touristischen Orten als qualitativ minderwertiger Nachdruck an Touristen verkauft – sogar auch in deutscher Sprache). Kulturell ist neben der britischen Kolonialarchitektur vor allem die prachtvolle „Kyaik Tan Lan Pagode“ interessant.
Wir erkundeten am Samstag tagsüber die Stadt und liefen am späten Nachmittag zur Kyaik Tan Lan Pagode, um von dort aus einmal mehr einen prachtvollen Sonnenuntergang zu erleben.
Zurück nach Yangon und Heimflug
Am Sonntag, den 30. November, nahmen wir erneut den Zug, um zurück nach Yangon zu fahren. Die Fahrt dauerte den ganzen Tag – glücklicherweise liegt der Hauptbahnhof in Yangon aber wenigstens direkt im Zentrum, so dass wir den Weg zu den Unterkünften zu Fuß zurücklegen konnten.
Am ersten Dezember nahm meine lange Reise ein Ende, da an diesem Tag mein Flug zurück nach Deutschland ging. Die Zeit in Myanmar hatte einen tollen Abschluss gebildet und abseits von den touristischen Orten auch berührende Kontakte mit Menschen und Kultur ermöglicht.