Sonamarg und Weiterfahrt nach Leh

Tag 197-200

Unterwegs nach Sonamarg

Donnerstagfrüh fuhren Yves und ich mit dem TukTuk zur Busstation in Srinagar, um einen Bus nach Sonamarg zu nehmen. Sonamarg (wörtlich übersetzt: „goldene Wiese“) ist eine Bergstation, die sehr schön in einem alpinen Tal am Sind-Fluss in der Nähe zweier Himalaya-Gletscher gelegen ist.

Man hatte uns zuvor versichert, dass es kein Problem sei, spontan ein Busticket zu bekommen. Als wir jedoch am Busbahnhof ankamen, eröffnete man uns nach einer kurzen Wartezeit, dass der Bus bereits voll sei, es aber kein Problem sei, noch einen Platz zu bekommen (neben dem Fahrer gäbe es noch eine freie Sitzfläche). Das war einmal mehr eine typisch indische Situation: Keiner wusste so richtig Bescheid (es wurde auch einfach behauptet, der Bus wäre noch gar nicht da, obwohl bereits Leute einstiegen), aber „nicht Bescheid zu wissen“ gibt man in Indien nur ungern zu. Lieber werden falsche Informationen verbreitet und schlicht gelogen. Auch von offizieller Stelle kann es sehr schwierig sein, verlässliche Informationen zu bekommen – das gilt gleichermaßen für viele Touristenbüros.

Nach ein bisschen hin und her konnten wir schließlich unser Gepäck auf dem Dach des Busses verstauen und einsteigen. Wir fanden zwei freie Plätze und setzten uns einfach (offenbar stimmte die Information „voll ausgebucht“ auch nicht).

Nach einer ca. vierstündigen Fahrt kamen wir in Sonamarg an und checkten in einem Hotel in der Nähe ein.

Tagestrekking in den Bergen

Später am Tag besorgten wir uns im Touristencenter Informationen über mögliche Wanderwege in der Nähe. Entgegen anfänglicher Skepsis wurden wir hervorragend beraten und es wurde auch nicht versucht, uns irgendwas zu verkaufen. Eine solche Ehrlichkeit waren wir bisher von Indien nicht gewohnt. Wir entschieden uns daher, am Freitag, den 27. Juni den benachbarten Berghang hochzuklettern. Dazu brachen wir früh auf und kamen anfangs recht zügig auf dem grün bewachsene Hang voran, auf dem die Hirten ihre Schafe, Ziegen und Kühe weiden ließen. Je höher wir kamen, desto steiler wurde der Berg. Bald mussten wir an den rauen Felsen klettern, um vorwärts zu kommen. Der Sind-Fluss und die Häuser wurden immer kleiner und die Weite der Berge eröffnete sich in atemberaubender Pracht. Nach einigen Stunden waren wir in einer Höhe angekommen, wo es zu gefährlich wurde, weiter in Richtung Gipfel zu klettern. Also bewegten wir uns seitwärts und gelangten nach einiger Zeit zu einer grün bewachsenen Schneise, wo wir noch einmal eine tolle Aussicht hatten. Weiter ging es abwärts einen kleinen, sandigen Weg entlang, vorbei an einem kleinen Kaschmiri-Dorf bis wir schließlich wieder auf der Hauptstraße standen. Ein anstrengender aber sehr lohnender Tagestrek!

Mit dem Truck nach Kargil

Am nächsten Tag wollten wir in Richtung Leh weiterreisen. Da von Sonamarg keine leeren Busse abfahren und Taxis extrem teuer sind, wollten wir per Anhalter bis nach Kargil fahren, das zwischen Sonamarg und Leh gelegen ist. Dazu liefen wir eine Weile zu einem Truck-Parkplatz, wo zahlreiche Truckfahrer eine Pause einlegten.
An diesem Tag begann auch das jährliche „Amarnath Yatra“, eine Pilgerreise, bei der viele Hindus von Sonamarg und Pahalgam aus zur heiligen Amarnath-Höhle wandern. Aus diesem Grund war die Straße nach Kargil bis zum Mittag um 14:00 Uhr nur in der Gegenrichtung geöffnet, was u.a. auch die Trucks dazu zwang, auf dem Truck-Parkplatz zu warten.

Wir fragten ein wenig herum, um einen Truckfahrer zu finden, der bereit war uns mitzunehmen und zudem noch weit genug vorne stand, um einigermaßen zügig um 14:00, loszufahren. Nach ein paar Versuchen hatten wir Glück und wir fanden jemanden, bei dem im Führerhaus noch genug Platz war und der uns für einen geringen Preis mitnehmen wollte. Da die Truckfahrer auch im Führerhaus übernachten, war es sehr bequem und komfortabel auf diese Weise zu reisen – allerdings auch sehr langsam.

Wir fuhren pünktlich um 14:00 los und brauchten für die 125 km bis nach Kargil fast 8 Stunden. Die Reise führte uns über den gefährlichen Zoji La Pass, wo schlechte Straßenverhältnisse, enge Kurven und steile Abhänge den Kraftfahrern äußerste Konzentration abverlangen. Einige Kilometer weiter werden die Straßenverhältnisse etwas besser und ab dem Ort Drass sind die Straßen überwiegend in sehr gutem Zustand. Unser Truckfahrer sprach kaum englisch, war aber sehr aufmerksam und freundlich. Er machte allerdings auch zahlreiche Pausen, was die Fahrzeit erheblich verlängerte.

Spät am Abend stiegen wir am Rand von Kargil aus dem Truck aus. Wir suchten uns ein bezahlbares Gästehaus und fanden eines mit dreckigen Zimmern, aber sauberen Betten. Nach einem schnellen Abendessen war auch dieser Tag vorbei.

Weiterfahrt nach Leh

Am Sonntag, den 29. Juni suchten wir nach dem Frühstück den Taxi-Parkplatz auf, wo täglich Taxis in 4-5 Stunden bis nach Leh fahren. Da man sich das Taxi mit mehreren Personen teilt, ist der Fahrpreis zwar noch höher als mit dem Bus, aber immer noch einigermaßen günstig und deutlich komfortabler und schneller.

Die Landschaft veränderte sich zusehends, je weiter wir ins Ladakh-Gebiet hineinfuhren. Die Berge wurden kahler, grüne Wiesen verwandelten sich in trockene Wüsten. Viele buddhistische Klöster erschienen und in den kleinen Orten sahen wir die Gebetsmühlen stehen.

8 Kommentare zu “Sonamarg und Weiterfahrt nach Leh

  1. Heli

    I have seen these decorated trucks in movies about India. They are vey curious, indeed. Does each owner decorate/ paint them or do factories manufacure them ? what is the rationale behind it ? just for fun and pleasure at the decorative element?
    We enjoy your communiques …. keep on trucking…as they say here.

    1. Arian Autor des Beitrags

      We tried to ask that questions to the driver but the communication was a bit difficult – we just discovered that they don’t paint the trucks themselves – they come out of the factories like this.
      As these trucks are like a second home for the drivers (where they also sleep for several days or even weeks) maybe thats the reason they like it a bit colorful and decorated.

  2. Erika und Hans

    Das war wieder ein sehr aufschlussreicher Bericht mit eindrucksvollen Bildern.
    Ich habe eine Freundin, die Reiseschriftstellerin ist, und die u.a. auch Ladakh bereist und sehr interessant darüber berichtet hat. Ihr diesbezügliches Buch heißt “ Militär und Lamas – Begegnungen in Klein-Tibet.“
    Viel Glück oder Bon Chance für Eure weiteren Unternehmungen
    wünschen mit besten Grüßen
    Erika und Hans

    1. Arian Autor des Beitrags

      Danke! Ich habe gesehen, dass sie auch viel über die Mongolei geschrieben hat. Da zieht es mich auch noch hin, allerdings wohl nicht mehr auf dieser Reise.

  3. Daniela, Laura und Jörg

    Jetzt schaffe ich es auch endlich wieder was zu schreiben…..
    Seit eurem Reisebeginn habe ich mich am meisten auf einen Bericht aus Indien gefreut. Da Laura und ich große Bollywood-Fans sind :-) , möchte man natürlich gerne mal was von der realen Welt dort kennenlernen. Wie schon manche vor mir geschrieben haben hat Indien eine wirklich eindruckvolle und wunderschöne Landschaft. Schön ist es, dass man bei eurer Reise viele Dinge fernab der Touristenregionen kennenlernt und sieht wie die Menschen dort leben.
    Toll, dass du noch jemand gefunden hast, der in etwa die gleichen Reiseziele hat, so kann man vieles gemeinsam erleben und teilen.
    Wir wünschen dir noch eine angenehme Weiterreise und freuen uns schon auf die nächsten Berichte. Pass auf dich auf!!
    Schöne Grüße aus der Ferne senden dir Laura, Jörg und Daniela

    1. Arian Autor des Beitrags

      Das freut mich! Indien ist in vielerlei Hinsicht einzigartig und manches Mal auch schwierig und stressig. Die schönen Momente wiegen es aber immer wieder auf!

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