Nach knapp drei Wochen Südkorea hier wieder ein Rückblick auf auffällige Besonderheiten und auch Kleinigkeiten, die uns in Erinnerung geblieben sind.
- Schmerzvolle Spaltung
Die Trennung zwischen Süd- und Nordkorea hat uns während unseres Aufenthaltes oft beschäftigt. Das Thema ist für die Südkoreaner sehr wichtig – es besteht ein großer Wunsch nach friedlicher Wiedervereinigung. In den großen Städten sieht man das an Gedenkstätten und Museen, die sich mit dem Koreakrieg und allem was damit zu tun hat beschäftigen. TH erzählte uns, dass ein Teil seiner Familie in Nordkorea lebt, zu denen er aber in keiner Form Kontakt aufnehmen darf, geschweige denn, dass er sie einmal besuchen dürfte. Viele koreanische Familien sind auf diese Weise getrennt und werden sich zu Lebzeiten niemals wiedersehen oder miteinander reden können, so lange die Spaltung in ihrer jetzigen Form besteht.
Wir waren als deutsche Couchsurfer in besonderer Weise interessant, da auch Deutschland ein geteiltes Land war, das jetzt wiedervereinigt ist. Leider sind die politischen Machtblöcke und Interessengruppen in der Korea-Region kaum an einer Wiedervereinigung interessiert, da niemand Einfluss und Macht verlieren möchte und auch keine der beiden Regierungen bereit ist zugunsten der anderen einzulenken. - Gewaltbereitschaft und häusliche Gewalt
Obwohl uns Südkorea als sehr friedliches Land in Erinnerung bleibt, ist die Gewaltbereitschaft besonders innerhalb von Familien und zwischen Ehe- oder Beziehungspartnern nach wie vor sehr hoch. Konflikte werden noch gern durch den Einsatz von Schlägen „gelöst“, und es besteht keine Scham, dies auch öffentlich zu tun. Meistens werden Frauen von Männern geschlagen und Kinder von Vätern, aber auch die prügelnde Frau ist keine Seltenheit. Als wir mit Alain unterwegs waren, sahen wir, wie eine Frau in einem vorbeifahrenden Auto auf ihren Mann einschlug. Alain erzählte uns, dass in solchen Fällen immer nur die Ausländer einschreiten und zu schlichten versuchen. Für die Koreaner ist es ganz normal, so mit Konflikten umzugehen und kein Grund zu Besorgnis.
Es findet jedoch langsam eine Wandlung statt. Die Regierung in Seoul versucht durch Aufklärung und härtere Bestrafung die Konfliktfähigkeit der Koreaner zu verbessern. - Streetfood und koreanische Küche
Im Gegensatz zu Japan gibt es in Korea sehr viel kleine und große Speisen, die auf der Straße gegessen werden. Sie sind günstig und besonders als Snacks sehr geeignet. Wer Süßes mag kommt mit dem frittierten Gebäck, das es in verschiedenen Formen gibt, auf seine Kosten. Es ist fettig, schmeckt aber sehr gut.
In Korea gibt es einige beliebte Delikatessen, die für Ausländer oft merkwürdig, abstoßend oder gar barbarisch anmuten. Eine davon, den Hühneranus, haben wir persönlich kennen gelernt. Weitere Varianten sind Sannakji – lebender Tintenfisch (es kann passieren, dass sich die Arme beim Verzehr an der Zunge festsaugen und sich bewegen – Youngho rät in diesem Falle zum beherzten Kauen), Beongdegi – Seidenwurmlarven oder Schweine- und Hühnerfüße. Auch gebratener Hund wird gegessen (Bosintang), der angeblich sehr ähnlich wie Rind schmecken soll.
Einstellen muss man sich auch auf kaltes Essen, wenn man eigentlich mit warmen Speisen rechnet. Gerade in den Sommermonaten werden vor allem in den südlichen Gebieten gerne kalte Speisen gegessen. Auch Kaffee und Tee wird kalt getrunken (man muss dazu sagen, wenn man heißen Kaffee möchte – meistens wird man aber ohnehin gefragt). - Love Motels
Die günstigste Art und Weise in Korea zu übernachten sind abgesehen vom Couchsurfing die Love Motels. Wie der Name schon vermuten lässt, ist der Primärzweck dieser Unterkünfte eigentlich, Menschen einen Rückzugsort für sexuelle Aktivitäten zu bieten – auch in Korea ist der Wohnraum knapp und die Privatsphäre ein kostbares Gut. Entsprechend sind die Zimmer oft eingerichtet. Die Betten sind mit leicht abwaschbarer Bettwäsche bezogen, um eventuelle Rückstände leicht beseitigen zu können. Es empfiehlt sich trotzdem die Sauberkeit zu überprüfen und nach unliebsamen Flecken, Haaren oder ähnlichem Ausschau zu halten, bevor man das Zimmer bezieht und im Zweifelsfall lieber ein paar Won mehr auszugeben, wenn man dafür ein sauberes Zimmer erhält.
Das Personal haben wir immer als ausgesprochen freundlich und niemals als schmierig oder dergleichen erlebt. Auch der Zimmerpreis war manchmal verhandelbar. Die Love Motels sind leicht an dem Symbol einer dampfenden Kaffeetasse zu erkennen. - Toilettensituation (mal wieder)
Auf die traditionellen koreanischen Toiletten muss man sich genau wie auf die Japanischen hocken. Westliche Toiletten sind ebenfalls verbreitet und eigentlich immer zu finden, vor allem in den Städten. Weniger verbreitet ist das Toilettenpapier. In den Städten ist es zwar meistens vorhanden, aber in den seltensten Fällen innerhalb der Kabine. Es empfiehlt sich daran zu denken, sich genug von einem oft außerhalb angebrachten Spender zu besorgen oder eine eigene Rolle im Rucksack mitzuführen. Nick hatte uns glücklicherweise bereits in Japan in dieser Hinsicht vorgewarnt.
Es ist oft verboten, das Toilettenpapier wegzuspülen. Stattdessen soll es in einen separaten Mülleimer entsorgt werden, damit die Rohre nicht verstopfen. Leider quellen die Eimer oft über, eine Schilderung von Anblick und Geruch erspare ich euch an dieser Stelle.
Hinsichtlich der Toiletten jedenfalls, ist das sonst technisch so hoch entwickelte Korea äußerst rückständig. - Spucken
Koreaner spucken gern, viel und geräuschvoll. Man darf feststellen, dass das vorwiegend auf die Männer zutrifft, aber auch Frauen (gerade die älteren) spucken manchmal wie die Lamas. Die unappetitlichsten Geräusche werden nicht durchs Spucken selbst verursacht, sondern durch die Vorbereitung, welche leider oft intensiv ist und bereits in Bahnen und Bussen stattfindet (bevor ausgestiegen wird).
Das Phänomen kannten wir noch von unserer Chinareise 2008, dort spucken die Leute auch viel. Die Japaner hingegen sind für so etwas offensichtlich zu höflich und zurückhaltend. - Wifi überall
Ein kostenloser Internetzugang ist in Korea sehr leicht zu bekommen, vor allem wenn man ein Smartphone besitzt. Es existieren fast überall offene WLAN-Netze, mit denen man sich einfach verbinden kann, ohne ein Passwort eingeben oder sich anderweitig authentifizieren zu müssen. Wer etwas Geld ausgibt, erhält eine noch bessere Abdeckung. Sogar in den U-Bahnen und Bussen wird Wifi angeboten. - Warenverkauf im Nahverkehr
In Korea ist es der Verkauf von Waren in den öffentlichen Verkehrsmitteln offenbar üblich und findet großen Zuspruch. Während in Berlin die Verkäufer von Straßenzeitungen nur auf gemäßigtes Interesse stoßen, werden Schuhsohlen, Schürzen und Küchengerätschaften mit großem Enthusiasmus angeboten und vorgeführt – mit Erfolg! - Lotte – gigantischer Konzern in Korea mit deutschem Namen
Einer der größten Konzerne in Korea hat einen deutschen Namen: Lotte. Der koreanische Gründer war begeistert von Goethe und leitete den Firmennamen von Charlotte (aus „Die Leiden des jungen Werthers“) ab. Unter dem Namen Lotte gibt es Nahrungsmittel und Getränke, Elektronikartikel, Versicherungen, Tourismusangebote und günstiges Fastfood. - Verkehrsverhalten
Der Bürgersteig ist in Korea nur selten eine exklusive Zone für Fußgänger. Manches Mal wähnten wir uns in vermeintlichen Fußgängerzonen und auf breiten Bürgersteigen sicher vor motorisierten Fahrzeugen, aber es dauerte meist nicht lange, bis Autos oder zumindest Motorräder ihren Weg zu uns fanden. Geparkt wird natürlich auch überall dort, wo Platz ist (als Fußgänger hat man gefälligst Platz zu machen).
Auswanderungs-Check
Freundliche und hilfsbereite Menschen
Leckeres (wenn auch selten vegetarisches) Essen mit vielen kleinen Beilagen (manchmal sehr scharf)
Schöne Landschaften außerhalb der Städte
Günstiger Nahverkehr und günstige Taxis
Wenig bis kein vegetarisches Essen in den Restaurants
Obst und Gemüse meist bezahlbar, aber eher teuer
Gedrungene Städte mit viel Betrieb, hoher Geräuschkulisse und Gestank
Teurer und knapper Wohnraum in den Städten
Schwieriges Verhältnis zu Nordkorea
Insgesamt landet auch Südkorea nicht auf unserer Liste der Länder, in denen wir längerfristig leben wollen würden.
Wie schön, wieder von Euch eine Nachricht zu bekommen!
Sehr bemerkenswert Euer „Rückblick“…
Nun erwarten wir schon sehr gespannt Eure Eindrücke von Hong Kong und Neuseeland und hoffen, dass Ihr bald Zeit zum Schreiben findet!
Schöne Sommer- und Strandtage auf der Südhalbkugel Euch beiden! In Gedanken fliegen wir zu Euch – und weg von dem grauen und kalten Novemberregenwetter, das uns hier „erfreut“… Lasst es Euch gut gehen!
Grüße von uns allen.
Sorry, ich bin nicht anonymous! Hatte nur vergessen, den Namen bei meinem Kommentar hinzuschreiben!
Hurra, die lang ersehnte Nachricht ist nun da!
Ein schöner Abschlußbericht.
Freue mich schon jetzt auf den nächsten Bericht.
Alles Gute in Neuseeland!
Hallo ihr 2 –
sehr tolle Eindrücke, die ihr bereits gesammelt habt!!
Lieben Dank für eure ganz persönliche Maria-Nachricht! Hab mich riiiiesig gefreut!
Passt gut auf euch auf!
Neuseeland ist also das nächste Ziel? Mist, die Beammaschine funktioniert noch nicht! Neuseeland steht auf meiner „Träume-Liste“. Viel Spaß!
:-) Maria
Vielen Dank für den interessanen Bericht, der wieder sehr anschaulich geschrieben ist, Schon längst wollten wir zu früheren Berichten Stellung nehmen, was aber irgendwie nicht geklappt hat. Daher die etwas verspätete Frage zu den köstlichen japanischen Frühstückszubereitungen, wie diese ausgesehen bzw. woraus sie bestanden haben.
Zum Thema „Korea/Spucken“ sei angemerkt, dass es noch z.B in unseren nordhesssichen Dörfern bis nach dem 2. Weltkrieg üblich war, dass tüchtig auf den Straßen und in den Räumen gespuckt wurde, wobei in den Gebäuden überall Spucknäpfe aufgestellt waren. Schon als KInd habe ich die Personen bedauert, wellche diese Näpfe reinigen mussten. Auch war es auf den Dörfern gang und gäbe, dass keine Taschentücher in Einsatz kamen, sondern bei Bedarf mit HIlfe von zwei Fingern auf die Erde „gerotzt“ wurde Sorry.
In späteren Jahren dann kam das Stichwort „Korea“ in Hersfeld in Umlaluf, als ein junger Mann mit wild wogendem Haupthaar Aufsehen erregte, was ihm den Spitznamen „Korea-Schnitt“ einbrachte.Kene Ahnung, wieso und warum.
Lasst es Euch gut gehen und „take care“.
Auf den nächsten Bericht freuen sich
Erika und Hans
Glücklicherweise durfte ich Eure Berichte mit den vielen Bildern lesen.
Ich bin sehr begeistert von Eurer Reise und grüße Euch herzlich und wünsche Euch viel Glück, tolle Erlebnisse und gute Gesundheit! Passt auf Euch auf in der weiten Welt!
Wirklich tolle, informative Beiträge und schöne Fotos habt ihr auf diesem Blog bisher zusammengetragen. Insbesondere die Rückblicke sind eine super Idee! Ich bin schon ganz gespannt, wie es weitergeht ;)