Sightseeing und Couchsurfing mit Hindernissen

Tag 2 und 3

Checkout und Ueno

Bis spätestens um 10:00 mussten wir am 5. Oktober ausgecheckt haben. Durch den Jetlag war es noch etwas schwierig, in den Tag zu starten, aber um kurz nach Ablauf der Deadline hatten wir es dann doch noch aus unserer Zelle geschafft. Unsere Rucksäcke (derzeit übrigens 14kg und 18kg schwer – da müssen wir unbedingt noch was loswerden) durften wir freundlicherweise im Hostel unterstellen und so konnten wir leicht bepackt nach Ueno fahren.

Ueno ist ein Stadtteil von Tokio, der für seinen Straßenmarkt und Park bekannt ist. Nach einem kurzen Frühstück in einer Bäckerei am Bahnhof sahen wir uns den belebten Straßenmarkt an. Zwischen den zahlreichen Geschäften, Ständen, skurrilen Automaten und Spielhallen mit immenser Geräuschkulisse, fanden wir als Kontrastprogramm auch einen Tempel; vielleicht um Menschen, die mal wieder ein Monatsgehalt verzockt haben, direkt die Möglichkeit zu bieten, Buße zu tun.

Der idyllische Park gefiel uns sehr gut. Leider hatten wir wie am Vortag graues Regenwetter, so dass wir nicht lange blieben und uns nach Tokio City aufmachten.

Tokyo Free Walking Tour

Wir waren kaum aus dem Bahnhof herausgetreten, als uns ein älterer Herr mit einem Schild, auf dem „Tokyo Free Walking Tour“ zu lesen war, zu eben dieser Tour einlud (Später erfuhren wir, dass die Tour jeden Samstag um 13:00 stattfindet. Wir waren also zur richtigen Zeit am richtigen Ort). Da wir uns ohnehin in der Gegend umsehen wollten, schlossen wir uns der Gruppe an. Zunächst erhielten wir einige grundlegende Informationen zum Sozialverhalten der Japaner, insbesondere zum Verbeugen. Japaner verbeugen sich bei vielen Gelegenheiten. Bei der Begrüßung, zum Dank, um sich zu entschuldigen oder um Autoritätspersonen Respekt zu zollen. Längere Blickkontakte gelten als aufdringlich und unhöflich und sollten daher vermieden werden.

Die Tour führte uns durch den Kaiserpalast von Tokio und wir erhielten eine Menge Informationen, von denen wir die meisten schon wieder vergessen haben, wie das eben bei solchen Rundgängen so ist. Dennoch ist das Angebot sehr schön und wird seitens der Veranstalter auch in einem Blog dokumentiert. Text und Bilder zu unserem Rundgang sind entsprechend hier zu finden.

Nach der Tour wollten wir etwas essen und in diesem Zusammenhang muss ich die Aussage, dass man sich in Tokio immer leicht zurecht findet etwas relativieren. Der Tokio Bahnhof ist gigantisch und hat eine unterirdische Shopping-Meile, deren Gänge sich endlos in alle Richtungen erstrecken. Die Beschilderung ist sehr gut, aber man muss ja trotzdem erstmal herausfinden, welchen Ausgang oder welche Zuglinien man am besten ansteuert.

In einem der Läden aßen wir dann schließlich die für japanische Küche sehr typischen Udon Nudeln. Fast Food aber äußerst lecker!

Couchsurfing

Es wurde später Nachmittag und da wir ja auch gern die nächste Nacht irgendwo schlafen wollten, mussten wir uns so langsam darum kümmern, mit unseren noch unbekannten Gastgebern Kontakt aufzunehmen. Wenn ich mich um etwas kümmere, kommt es in äußerst seltenen Fällen vor, dass ich nicht daran denke, alle relevanten Informationen auch wirklich konkret zur Hand zu haben, wenn es darauf ankommt. Leider war die aktuelle Situation ein solcher Fall. Ich hatte mir weder Adresse, noch Telefonnummer, noch Zeit oder Treffpunkt aufgeschrieben und wollte das „mal eben“ erledigen, wenn wir unsere Rucksäcke beim Hostel abgreifen. Gesagt, getan. Im Hostel schnell bei couchsurfing.org eingeloggt, festgestellt, dass die verabredete Zeitspanne bereits überschritten war und unsere ersehnte Couch eine gute Stunde Fahrtweg entfernt stand.

Zum Glück sind Japaner sehr freundliche und außerordentlich hilfsbereite Menschen. Ich rief kurz bei unserer Gastgeberin Chie Nozaki an, erklärte ihr die Situation und sie meinte „kein Problem“, sie könne uns aber nicht mehr wie eigentlich verabredet vom Zielbahnhof abholen, weil die Kinder schon schliefen. Aber wir könnten ja einfach von dort aus ein Taxi nehmen. Wäre ja nicht mehr weit. Klar, kein Ding! Im Hostel suchte man uns eine günstige Verbindung raus und man versicherte uns, dass Taxis an allen Bahnhöfen (auch an den kleinen) stehen und das kein Problem sein wird.

Je näher wir dem Zielbahnhof kamen, desto leerer wurde unser Waggon. Bei den letzten beiden Stationen war unser Wagen komplett leer. Das kannten wir von Tokio so bisher nicht. Wir waren also schon ziemlich außerhalb. Der Zielbahnhof war klein und nicht sonderlich belebt. Taxis waren weit und breit keine zu sehen. Dafür fanden wir eine Polizeiwache und ich bat die Polizisten, uns ein Taxi zu rufen. Die schüttelten aber nur den Kopf, ein Taxi zu rufen war wohl keine gute Idee (später erfuhren wir auch warum: wenn man ein Taxi ruft, kann es durchaus mal eine Stunde dauern, bis eins kommt – lohnte sich in dem Falle nicht). Englisch sprachen sie leider keines, wollten uns aber helfen und ließen sich die Adresse zeigen. An dieser Stelle zahlte es sich einmal mehr aus, ein paar Brocken japanisch gelernt zu haben, denn ich hörte „aruite ikimasu“ heraus was bedeutet „zu Fuß gehen“. Die Adresse war also wohl fußläufig ziemlich gut erreichbar, in einem Gewirr aus Straßennamen bestehend aus japanischen Schriftzeichen mag es für Ausländer aber trotzdem durchaus fordernd sein, sich zurecht zu finden.

Und da war sie wieder, die unglaubliche Hilfsbereitschaft. Einer der Polizisten wollte uns zu unserer Gastgeberin Chie begleiten und uns so den Weg zeigen. Ein Fußweg von vielleicht 7 Minuten in denen wir soweit es möglich war ein wenig japanischen Smalltalk hielten ;) . Kurz vor dem Ziel kam uns auch schon die besorgte Chie entgegen gelaufen, mit ihrer kleinen Tochter auf dem Arm. Es wurde sich erstmal eine Weile ordentlich bedankt, entschuldigt und verbeugt und nach dieser Zeremonie betraten wir das Haus von Familie Nozaki. Und sahen unser Zimmer. Ein eigenes Zimmer, ein richtiges, westliches Bett, ein Bad mit High -Tech Dusche, ein geräumiges Wohnzimmer und eine überaus gastfreundliche Chie. Die sich nicht davon abhalten ließ, uns um kurz nach 20:00 noch Essen warm zu machen und ergänzend etwas zuzubereiten. Die Kinder waren auf einmal auch wieder wach und wurden uns auch direkt „in die Hand“ gedrückt. Jemand musste ja auf sie aufpassen, während sie uns noch bekochte :oops: . Ein leckeres Essen und eine angenehme Dusche später lagen wir dann mit ziemlich schlechtem Gewissen ob der ganzen Umstände im Bett. Kommt aber noch besser.

Am nächsten Morgen (der natürlich viel zu früh war), hatte Chie bereits für alle ein leckeres Frühstück vorbereitet. Ein „Puffer“ bestehend aus Ei, Kartoffeln und Gemüse. Dazu Ketchup, Reis und koreanische Seetang-Blätter. Absolut köstlich. Immerhin durften wir zum Ausgleich den Abwasch erledigen und boten an, das Abendessen zu übernehmen und unsere leckere vegane Tofu-Bolognese zu kochen. Die Zutaten dazu kauften wir in einem Supermarkt in der Nähe ein (gebrochenes japanisch to the rescue). Unsere Bemühungen kamen auch ganz gut an. Chies Mann, den wir erst am Abend kennen lernten, merkte zuerst gar nicht, dass da kein Hackfleisch drin war. Später am Abend kam auch Chies Mutter vorbei, die mit ihrem Mann ein Stockwerk tiefer lebt. Wir erfuhren, dass sie Germanistik studiert und für einige Jahre in Berlin gelebt hat. Die Welt ist klein!

Shinjuku und Harajuku

Tagsüber waren wir noch in Shinjuku und Harajuku. In Shinjuku haben wir die Aussicht vom „Tokyo Metropolitan Government Building“ genossen, sonst war nichts besonderes und wir sind weiter nach Harajuku, dem Modezentrum der japanischen Jugend, wo sich Menschen auf engstem Raum drängen und teils mit schrillen Verkleidungen aufwarten. Die Bilder sprechen wahrscheinlich für sich.

9 Kommentare zu “Sightseeing und Couchsurfing mit Hindernissen

  1. Connie Richter

    Ich freue mich das ihr erst einmal wohlbehalten abgekommen seit :) Interessante Bilder habt ihr rein gestellt. Sarah das Baby steht dir ausgezeichnet ;) Wir freuen uns auf noch mehr Bilder und Informationen und so guckt die ganze Familie fast jeden Tag mit großer Spannung in den PC rein. :D Passt weiterhin gut auf euch auf und genießt die unvergessliche Zeit.

  2. Jamie

    Ach, freut mich dass ihr gleich so eine tolle Familie beim ersten Couch-Sourfing kennengelernt habt! :) Hört sich super interessant an, was ihr da schönes erlebt habt. Und wie war das mit dem Kindchen… ich hab ja gleich gesagt, wenn ihr zurückkommt seid ihr (fast) zu dritt. ;) Bin gespannt was ihr als nächstes berichten werdet und wünsche euch auch weiterhin nur das Beste und ganz viel Spaß und nette Leute!! *hugs*

  3. Karla

    Ich freue mich so, wieder von euch zu hören! Wie interessant und amüsant ist euer Bericht!
    Die japanische Familie ist ja süß, wirklich zum Knuddeln sind die Kinder! Gibt es auch ein Foto vom Papa und Chies Mutter?
    Weiterhin schöne Tage für euch mit vielen tollen Erlebnissen! Bin ganz neugierig auf den nächsten Bericht ….

  4. Thilo und Daniela

    Mit Spannung verfolgen wir euren Blog und freuen uns jedes Mal wenn es etwas Neues zu lesen/ sehen gibt :). Die ersten Tage scheinen ja schon sehr aufregend gewesen zu sein. Wir wünschen euch, dass ihr weiterhin so viele nette Leute trefft und viele tolle Erlebnisse habt. Auf euren nächsten Bericht freuen wir uns jetzt schon. Viele liebe Grüße, Thilo und Daniela

  5. katrin

    Total spannend zu lesen, fast als ob man dabei wäre ;) Freut mich das alles so gut klappt und die Couchsurferin so nett war. Die Kleinen sind echt süß. Ich bin schon seeehr gespannt auf weitere Berichte und wünsche euch das es genauso gut weitergeht wie es angefangen hat =)

  6. Patricia

    Es ist, als wäre man live dabei. In den paar Tagen habt ihr anscheinend viel erlebt und es macht viel Freude, von euch zu lesen. Ich freue mich auf weitere tolle Berichte und Bilder und werde ab und an meiner Kleinen mal was zeigen. Lasst es euch gut gehen und genießt diese aufregende Zeit. LG ans andere Ende der Welt Patti, Fiona & Robby

  7. Erika

    Wir haben mit großem Interesse Euren interessanten, weiteren Text gelesen. Schön, dass Ihr alles schrifliclh und per Fotos festhaltet.
    Wir freuen uns auf weitere Berichte. Es gibt hier bestimmt Zeitungen, die Eure Eindrücke gern bringen würden. Sie sind spannender als ein Fortsetzungsroman. Viele Menschsen interessieren sich für ferne Länder, können aber leider nicht hinreisen.
    Passt gut auf EUch auf und
    Sayonara (hoffentlich stimmt´s)
    Erika und Hans

  8. Julian

    Spannender Bericht, schöne Bilder und goldige Kinder! Das weckt die Reiselust, auch das Essen sieht äußerst verlockend aus…
    Aus China gibts auch gute Nachrichten: Eva hat heute ihr Visum erhalten und wird am 20. in Deutschland eintreffen :)
    Bin gespannt auf die Berichte der nächsten 51 Wochen ^^
    LG

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