Tag 8 und 9
Ankunft in Osaka und Ausflug nach Kobe
Am späten Abend trafen wir in Osaka ein. Eingecheckt wurde wieder in einem Hostel, da sich das Couchsurfing zunehmend schwieriger gestaltet. Wie uns schon Ito gesagt hatte, ist das eigene Heim für die Japaner grundsätzlich ein sehr privater Ort, in den sie nur Familie und enge Freunde einladen. Entsprechend ist die Zahl der aktiven Couchsurfing-Gastgeber gering, erst recht außerhalb von Tokio und dessen Einzugsgebiet. Die Personen, die wir angeschrieben hatten, hatten leider entweder abgelehnt oder gar nicht reagiert. Probleme mit der Couchsurfing-Website (Instabilität und temporäre Ausfälle des gesamten Dienstes) kamen erschwerend hinzu. Dass uns das noch vor größere Probleme stellen sollte, ahnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Osaka gilt als graue Betonstadt mit vielen Wolkenkratzern. Der erste Eindruck bestätigte dies. Die Gegend, in der wir die ersten zwei Nächte wohnten, machte zudem einen etwas schmuddeligen Eindruck. Es ist zwar immer noch weitgehend sauber, aber Spielhallen und dunkle Gassen gibt es gefühlt häufiger. Weiterhin fiel uns auf, dass der Ausländeranteil im Vergleich zu Tokio deutlich geringer ist, die englischen Ansagen und Anzeigen in den S-Bahnen sind verschwunden, überhaupt sprechen noch weniger Leute englisch als zuvor. Dafür sind die Preise für Übernachtungen etwas geringer und die Zimmergrößen von Streichholzschachtel- auf Schuhkarton-Größe gewachsen.
Am Freitag, den 11. Oktober besichtigten wir Kobe, bekannt für seinen großen Seehafen und die kleinen verwinkelten Gassen. Nachdem wir ein wenig durch die Stadt gewandert waren, liefen wir noch durch eine Chinatown-Miniaturausgabe, wo es jede Menge leckeres chinesisches Essen gab.
Tennoji Park und Shitennoji Tempel
Samstag den 12. Oktober mussten wir aus unserem Hostel auschecken. Für das Wochenende war es bereits komplett ausgebucht und wie wir etwas später erfuhren, galt das auch für alle anderen Hotels in 100 km Umkreis von Osaka, Kyoto oder Nara. Es war einfach nichts mehr frei, weil staatlich festgelegte Urlaubstage auf dieses Wochenende fielen und die Japaner daher die Hotels und Gasthäuser fluteten. Wir hatten auf eine Couchsurfing-Zusage gehofft, aber eine definitive Zusage war leider ausgeblieben. Gepokert und verloren . Später dazu mehr, zuerst zur Tagesgestaltung.
Wir wollten wegen der unsicheren Situation mit der Unterkunft in Osaka bleiben und entschieden uns, den schönen Tennoji Park zu besuchen und uns anschließend den Shitennoji Tempel anzusehen. Der Park ist ein erstaunlich ruhiger Rückzugsort vom hektischen Stadtleben und das wunderbare Wetter trug dazu bei, dass wir einen äußerst entspannten Tag genießen konnten. Wir teilten ein paar Mandarinen-Stückchen mit den Schildkröten im Teich und aßen in einem kleinen, traditionellen japanischen Lokal zu Mittag, das wir in einer Seitenstraße entdeckt hatten.
Der Tempel war nicht weit vom Park entfernt und der etwas niedrigere Sonnenstand sorgte bei der Besichtigung für eine schöne Beleuchtung.
Ohne Unterkunft und letzte Rettung
Das Problem mit der Unterkunft war am frühen Abend noch nicht mit Sicherheit gelöst. Wir hatten am Vormittag sämtliche Hotels und Hostels in der Gegend abgeklappert, nirgends gab es noch freie Zimmer. Die Internetrecherche bot ebenfalls ein düsteres Bild. 99% der Unterkünfte aller großen Städte waren ausgebucht, lediglich vereinzelte Zimmer zu horrenden Preisen (über 300 Euro pro Nacht) waren noch zu haben. Auch von Cochsurfing hatte niemand zurück geschrieben.
Wir hatten aber noch einen Trumpf in der Hinterhand. Am Morgen hatte uns ein japanischer Gast, der zufällig unser Problem mitbekommen hatte, einen Tipp gegeben: Übernachtung in einem Internet/Manga Cafe (jap. Manga Kissa). Diese Internet-Cafes sind günstige, spezielle Einrichtungen für „cyber-homeless“ (obdachlose Menschen bzw. Menschen ohne festen Wohnsitz), Menschen, die den letzten Zug verpasst haben und ohne Unterkunft da stehen und Leute, die einfach dringend einen Schlafplatz brauchen, wie z.B. wir .
Ausgestattet mit Schlafkammern mit großen TV-Geräten und Spiel-Konsolen, Couches, Duschen, vielen Manga Comics, DVDs und natürlich Internet, war das für uns die Rettung in der Not. Glücklicherweise befindet sich ein solches Internet-Cafe ganz in der Nähe von unserem vorherigen Hostel, aber eine Reservierung war nicht möglich, so dass wir am Abend früh aufkreuzten und die letzte freie Schlafkammer bekamen.
Zum Abendessen gönnten wir uns Tempura, eine weitere japanische Spezialität, in einem der sehr beliebten und belebten Tempura-Lokale in der Gegend. Tempura ist Gemüse, Kartoffeln, Käse, Fisch oder Fleisch frittiert in einem dünnen Teigmantel.
Später in der Nacht machten wir es uns auf der sehr engen Couch in unserer Cyber-Kammer soweit es möglich war bequem. Es dauerte nicht lange bis Schnarchen mit erstaunlicher Lautstärke durch die papierdünne Wand der Nebenkabine drang. Es ist eben nicht das Hotel Ritz, so ein Internet-Cafe .
Am Morgen, als wir früh um 6:18 auscheckten, war jeder Sessel und jede Couch auch außerhalb der Schlafkammern mit schlafenden Menschen bestückt. Auch diese Nacht hatte die „Notfallunterkunft“ wieder genug Notfälle gefunden.
Oh, was für ein Erlebnis! Hoffentlich habt Ihr Ohropax im Gepäck!! Bei so viel Trubel ist ein ruhevoller Erholungsort nicht schlecht. Hattet Ihr vor der Reise nicht erwähnt, dass es in Eurer Gegend auch buddhistische Tempel mit Übernachtungsmöglichkeiten gibt?
Zum Glück scheint es warm zu sein bei Euch, – jedenfalls nach der Kleidung zu urteilen!
Bleibt gesund und passt gut auf Euch auf!
Wir alle wünschen Euch eine angenehme Weiterreise mit erquicklichen Schlafplätzen!!
Es ist jedesmal schön zu sehen, dass es euch gut geht und ihr die Reise genießt. Genau wie alle anderen warten wir gespannt auf neue Berichte und Bilder, so bekommen wir auch einen kleinen Einblick was ihr so erlebt.
Wenn man so manche Schlafmöglichkeit sieht, merkt man doch wie verwöhnt wir eigentlich sind…möglichst Urlaub mit 4 Sterne Hotel ;-) Wir drücken euch die Daumen, dass ihr in Zukunft mehr Glück beim Couchsurfing habt. Aber die tollen Erlebnisse und Erfahrungen entschädigen bestimmt für sowas.
Liebe Grüße aus dem verregneten Westerwald von uns drei :-)
liebe sarah, lieber arian,
nun habe auch ich es geschafft, mich anzumelden und freue mich sehr, auf diese weise mit euch verbunden zu sein und ein bisschen „mitzureisen“. am liebsten würde ich meinen koffer packen und auch gleich losziehen, stattdessen sitze ich im kalten berlin und schaue den blättern beim fallen zu;-)
ich werde heute yoah in der klinik besuchen (mittlerweile ist er stationär aufgenommen) und ihm von euch berichten. am wochenende schaue ich dann mit ihm gemeinsam den blog an.
ich wünsche euch weiterhin ein offenes herz, viel freude und vertrauen….
herzliche grüße arve