Osaka, Nara und Kyoto

Tag 10-14

Auszug aus der Manga-Hölle

Am Sonntag den 13. Oktober mussten wir früh aufstehen, da im Manga Kissa nicht nach Nächten sondern nach Stunden abgerechnet wird. Unsere 12 Stunden Buchung lief entsprechend um kurz nach 6:00 Uhr in der Früh ab und aufs Nachzahlen legten wir keinen Wert.
Da wir die nächste Nacht möglichst wieder in einer etwas angenehmeren Unterkunft verbringen wollten, liefen wir zu unserem alten Hostel zurück, um dort mit einer erneuten Fragerunde nach freien Zimmern zu beginnen. Tatsächlich hatten wir auf Anhieb Glück. Ein etwas teureres aber bezahlbares Zimmer im westlichen Stil war verfügbar und das buchten wir dann auch gleich. Anschließend holten wir ein paar Stunden Schlaf nach.

Shopping Meile und Burg von Osaka

Unsere erste Station war „Tenjimbashisuji“, die mit gut 2,5 km längste Einkaufsstraße Japans. Uns erwartete ein Haufen von unterschiedlichen Läden (in teils absurd schrillen Farben), die sich in schier endloser Länge aneinanderreihen. Zwischendurch finden sich in hoher Frequenz auch wieder viele Spielhallen, angefüllt mit massenhaft Automaten und unterlegt mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke. Erstaunlich, wie viele Japaner dem Glücksspiel frönen – die Hallen waren oft berstend voll mit Menschen. Hallen mit normalen Videospielen, wo auch schon die Kinder spielen dürfen, sind in seltenerem Abstand auch zu finden.

Unser nächster Halt war die Osaka Burg, die inmitten einer Parkanlage liegt. Die Anlage samt Burg wurde im Laufe der Geschichte zweimal völlig zerstört und wieder neu aufgebaut. Die Burg selbst ist heute ein Museum.

Nara: Tempel, Rehe und grandiose Aussicht

Am Montag den 14. Oktober machten wir einen Ausflug nach Nara, wo in einer Anlage mit vielen Tempeln, Pagoden und frei laufenden Rehen und Hirschen die größte aus Bronze gegossene Buddha-Statue Japans steht. Der touristische Andrang war enorm, vor allem im Bereich rund um den Riesenbuddha, und die „wilden“ Rehe befanden sich mitten in der drängenden Menschenmasse. Wahrscheinlich standen die armen Viecher irgendwie unter Drogen – es war uns jedenfalls kaum erklärlich, dass die eigentlich scheuen Tiere angesichts dieser Menschen-Fluktuation nicht durchdrehten.
Wir jedenfalls suchten bald das Weite und sparten uns auch den überhöhten Eintrittspreis für das riesige Postkartenmotiv. Stattdessen zog es uns in die nahe gelegenen bewaldeten Berghänge und nach einer kurzen Wanderung kamen wir zu einem Aussichtspunkt mit einer atemberaubenden Weitsicht und einer dank früher Abendsonne wunderbaren Beleuchtung.

Couchsurfing Glück in Kyoto

Am Morgen des 15. Oktobers machten wir mit Hilfe von 400 Yen aus einem Haufen schmutziger Wäsche saubere (und trockene) Wäsche. Danach setzten wir uns in den Shinkansen nach Kyoto. Wir hatten nämlich Glück gehabt: für die folgenden zwei Nächte hatten wir dort eine Couchsurfing Zusage erhalten. Leider war das Wetter regnerisch und grau, so dass wir uns nur den Nishiki-Markt ansahen, einen Lebensmittelmarkt für Delikatessen und Einkaufsstraße.
Um 19:30 waren wir mit Masafumi Nishina verabredet, unserem Couchsurfing Gastgeber für die nächsten zwei Tage. Er lebt in einer für japanische Verhältnisse recht geräumigen Wohnung am Rande der Stadt und außer uns waren schon zwei Däninnen (Kirsten und Maedde) zu Gast die kurz nach uns in der Wohnung eintrafen. Die beiden hatten sich eine Auszeit zwischen Schule und Studium genommen und reisen ebenfalls um die Welt für ein halbes Jahr. Angefangen mit 3 Monaten Peru verbringen sie zwei Wochen in Japan und reisen dann für die restliche Zeit nach Nepal und Indien weiter.
Masafumi war ein toller Gastgeber. Er gab uns sein eigenes mit Tatami Matten ausgelegtes Schlafzimmer samt Matratze während er selbst auf der Couch im Wohnzimmer schlief. Außerdem verhielt er sich uns gegenüber sehr vertrauensvoll und überließ uns einen Wohnungsschlüssel, damit wir am nächsten Morgen unabhängig von ihm das Haus verlassen konnten. Auch Chie hatte uns damals ihren Hausschlüssel anvertraut, was uns sehr beeindruckt hatte, aber irgendwie als Ausnahmefall in Erinnerung geblieben war.

Taifun und noch mehr Tempel und Schreine

Am Mittwoch in der Früh hörten wir in den japanischen Nachrichten vom Taifun „Wipha“, der in der vergangenen Nacht in Tokio und Umgebung große Verwüstung angerichtet hatte. Wir schrieben eine Nachricht an Chie, um zu erfahren, ob es ihr und ihrer Familie gut ging (glücklicherweise war in ihrer Gegend nicht viel passiert und sie sind wohlauf).
Bei uns in Kyoto hatte es sehr schön aufgeklart und wir begaben uns zum Myoshin-ji Zen-Tempel, der auf einem Gelände mit zahlreichen Sub-Tempeln steht. Anschließend ging es zum Kinkaku-ji, dem goldenen Pavillon-Tempel, der in einem malerischen Teichgarten liegt und zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Kyotos zählt.
Zu Mittag aßen wir das japanische „Omerice“: Reis und Gemüse umhüllt von Omlett und mit einer beliebigen Sauce und weiterem Gemüse oder Fleisch.
Am Abend waren wir mit Masafumi zum Einkaufen verabredet um die Zutaten für das Abendessen zu kaufen. Er wollte für uns das japanische Gericht Nabe zubereiten, eine Art Eintopf mit Pilzen, Gemüse und Fleischbällchen in einer leckeren Suppe. Außerdem traf eine weitere Couchsurferin ein: Chevan aus Texas, die aktuell in Seattle lebt und arbeitet. Unsere temporäre WG umfasste also mittlerweile sechs Menschen und entsprechend landete eine Menge Zeug im Einkaufswagen.
Nabe schmeckt übrigens köstlich und ist einfach zubereitet (einfach alle Zutaten in einen Kochtopf schmeißen).

Abschied und Weiterreise nach Hiroshima

Am nächsten Tag mussten wir von Masafumi und den Däninnen Abschied nehmen. Die Zeit war wieder einmal viel zu schnell vergangen. Mit Chevan zogen wir bis zum frühen Nachmittag in Bahnhofsnähe umher, um uns noch mehr Tempel (Nishi-Hongan-ji und Higashi-Hongan-ji, Zentrum der Jodo-shinshu) und den Garten des Kaiserpalastes anzusehen. Zwischendurch ließen wir uns noch von einer Kindergruppe „interviewen“ und bekamen zum Dank Origami-Basteleien geschenkt.
Am frühen Nachmittag trug uns der Shinkansen schnell und sicher nach Hiroshima.

2 Kommentare zu “Osaka, Nara und Kyoto

  1. Karla

    Was für eine Freude, wieder von Euch Nachricht zu bekommen!
    Es macht richtig Spass, auf diese Weise mitzureisen und an den Begegnungen teilzunehmen.
    Weiterhin eine gute Reise mit gutem Wetter und schönen Erlebnissen!
    Ich bin schon gespannt auf den Bericht aus Hiroshima!

Schreibe einen Kommentar