Südinsel: erste Abenteuer

Tag 91-93

Ankunft in Christchurch

Nach einem kurzen Flug von weniger als einer Stunde landeten wir am 2. Januar auf dem Flughafen von Christchurch, unserer ersten Station auf der Südinsel. 2010 und 2011 gab es hier zwei schwere Erdbeben, die große Teile der Stadt zerstört und auch einige Tote gefordert hatten. Gut zwei Jahre nach dem Unglück sind die Auswirkungen noch immer zu sehen, auch wenn inzwischen viel wieder aufgebaut wurde. Wir fuhren mit dem Bus in die Innenstadt, wo wir uns ein wenig umsahen. Zwischen einigen Ruinen und abgerissenen Gebäuden sind Cafés, Restaurants und einige Läden provisorisch in bunt bemalten Containern untergebracht und vermitteln so einen gewissen Charme. Den Weg zu unserer Unterkunft legten wir zu Fuß zurück. Wir waren diesmal in einem günstigen Privatzimmer untergekommen mit jeweils ca. einer Stunde Fußweg zum Stadtzentrum bzw. zum Flughafen.

Auf dem Weg nach Greymouth

Für die Strecke von Christchurch nach Greymouth wollten wir wieder von der Flexibilität eines Autos profitieren. Von John aus Hawera hatten wir den Tipp bekommen, uns diesbezüglich nach „free relocations“ umzusehen. Mietwagen-Agenturen, die ihre Wagen zwischen Standorten verschieben wollen, bieten diesen Service für flexible Reisende an, die ohnehin diese Strecke fahren wollen. Der Wagen muss dabei von einem Standort zum anderen in einer gewissen Zeitspanne gebracht werden. Leihgebühren fallen dabei keine an, abhängig vom Anbieter und der Strecke muss der Reisende allerdings die Kraftstoffkosten übernehmen.
In unserem Fall hatten wir 48 Stunden Zeit, um ein Auto die 250 km lange Strecke nach Greymouth zu bringen und so marschierten wir am Freitag morgen zum Flughafen, um es in Empfang zu nehmen: ein kompakter grau-grüner Toyota Yaris.

Höhlenwanderung mit unfreiwilligem Tauchgang

Unsere Fahrt führte uns durch Zentral Canterbury und den Craigieburn Forest Park. Wir machten Halt im „Cave Stream Scenic Reserve“, um dort eine knapp 600m lange Höhle zu durchwandern, durch die ein etwa hüfthoher Bach fließt. Durch die starken Regenfälle an den vergangenen Tagen hatten wir schon befürchtet, den Weg aufgrund angestiegenen Wassers nicht machen zu können, aber kurz nachdem wir auf dem Parkplatz angekommen waren, klarte es auf und strahlender Sonnenschein brach hervor. Also machten wir uns ausgerüstet mit Stirnlampe und in Badeklamotten auf den Weg. Es wird empfohlen, den Weg stromaufwärts zu gehen, da das sicherer und einfacher ist. Das Wasser reichte uns schon am Anfang bis zur Hüfte und war eisig kalt. Nach ein paar Schritten wurde es etwas flacher und schon nach der ersten Windung war es pechschwarz dunkel. Unsere Lampe leuchtete aber glücklicherweise hell und so zwängten wir uns ca. 20 Minuten durch enge und breitere Gänge sowie schwächere und stärkere Strömungen, stets begleitet von dem Geräusch tosenden Wassers. Die dicken schwarzen Spinnen, die hin und wieder regungslos an den Felswänden saßen, versuchten wir zu ignorieren.
Wenn man langsam durch kalt fließendes Wasser watet und sich in ewiger Dunkelheit befindet, sind 600 Meter eine lange Strecke. Wir waren ca. eine halbe Stunde unterwegs, als wir vor einem kleinen Wasserfall standen, dessen reißende Strömung sehr stark war. Das Wasser stand uns mittlerweile fast brusthoch. An dieser Stelle wäre es eigentlich klug gewesen umzukehren, aber wir hatten gefühlt den größten Teil des Weges bereits hinter uns gebracht und versuchten deshalb an den glatten Felswänden hinauf zu klettern, was auch ganz gut klappte. Oben angekommen unterschätzte Sarah jedoch die Strömung und verlor das Gleichgewicht. Sie konnte sich an den seitlichen Felsen festhalten und ich versuchte sie hoch zu ziehen, leider war die Strömung aber zu stark und so verloren wir am Ende beide den Halt, fielen den Wasserfall rücklings hinunter und wurden so zu einem unfreiwilligen Tauchgang gezwungen, bei dem all unsere Sachen nass wurden. Außer ein paar blauen Flecken und Schürfwunden ging es uns aber gut und wir waren sehr froh, dass die Stirnlampe noch funktionierte.
Nach dieser hollywoodreifen Aktion versuchten wir einen zweiten Anlauf, der viel besser funktionierte und wir glaubten, nachdem wir den ersten Wasserfall bezwungen hatten, den schwierigsten Teil geschafft zu haben. Nach einigen Metern gelangten wir jedoch an einen weiteren Wasserfall, der noch einmal höher, reißender und unwegsamer war. Wir überlegten kurz nach einer geeigneten Strategie, aber da wir nicht wussten, was danach noch kam und ob in der Zwischenzeit nicht vielleicht draußen wieder der Regen angefangen hatte, entschlossen wir uns zurück zu gehen. Abwärts war der erste Wasserfall sogar noch schwieriger zu nehmen, zumindest wenn man nicht tauchen wollte, aber nach viel Probieren und Geschrei (das laute Wasser erlaubte keine leisere Kommunikation) schafften wir es schließlich beide.

Auf dem Rückweg trafen wir noch eine Familie mit einem kleinen Jungen, denen wir dringend empfahlen umzukehren. Heiser, aber wohlbehalten traten wir schließlich ins warme Sonnenlicht hinaus. Unsere Kamera hat das Abenteuer in der Höhle leider nicht überlebt. Die Elektronik funktioniert nach ausgiebiger Trocknung zwar wieder, aber die Linse hat ein unschöner Wasserfleck von innen unbrauchbar gemacht.

Arthur’s Pass

Nach einer kurzen Aufwärmphase im Auto und einer kleinen Stärkung war unser zweiter Stopp auf dem Weg nach Greymouth Arthur’s Pass, ein alpiner Übergang, der die Grenze zwischen den Regionen Westland und Canterbury markiert. Üblicherweise wird der Übergang von zahlreichen Keas heimgesucht. Da es mittlerweile aber wieder zu regnen angefangen hatte und es windig war, konnten wir keinen der Vögel sehen. Bei gutem Wetter hat man nach einer kurzen Wanderung einen fantastischen Blick auf die Berge mit ihren schneebedeckten Gipfeln. Aufgrund des Wetters blieb uns leider auch das verwehrt. Wir begnügten uns also mit warmen Getränken in einem der Cafés und setzten anschließend unseren Weg fort.
Am Abend erreichten wir schließlich unser gemütliches Hostel wo wir sehr herzlich empfangen wurden und eine heiße Gemüsesuppe bekamen.

Pancake Rocks und Robbenkolonie

Da wir am Samstag, den 4. Januar unser Auto erst am Abend zurückgeben mussten, hatten wir für den Tag einen Ausflug zu den Pancake Rocks bei der Punakaiki Siedlung geplant, die sich ca. 40 km nördlich von Greymouth befindet. Anschließend wollten wir noch eine halbe Stunde weiter zu einer Robbenkolonie an der Tauranga Bay in der Nähe von Westport. Beim Frühstück hatten wir Detlev aus Berlin kennen gelernt, der diese Tour auch gerne mitmachen wollte und im Gegensatz zu uns auch im Besitz einer funktionstüchtigen Kamera war, so dass wir unseren Ausflug dokumentieren konnten. Wir fuhren also zu dritt die schöne Strecke zu den beeindruckenden Schauplätzen.

Die Pancake Rocks sind besondere Felsformationen aus Kalkstein, die wie geschichtete Pfannkuchen aussehen. Vor vielen Millionen Jahren waren die abwechselnd harten und weichen Schichten von Pflanzen- und Kalksedimenten starkem Druck ausgesetzt, die, seit sie an der Oberfläche sind, durch den Einfluss von Wind, Wellen und Regen unterschiedlich schnell erodieren und deshalb mit der Zeit diese einzigartige Form annahmen.
Die Felsen sind zudem von zahlreichen röhrenartigen Löchern durchzogen, durch die Wasser und Luft gepresst wird, wenn sich die Wellen bei Flut an ihnen brechen. Diese „Blowholes“ speien dann Fontänen von Wasser aus, begleitet von geräuschvollem Zischen der Luft, die ebenfalls durch die Blowholes entweicht. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.

Nach einer kurzen Pause in einem Café ging es weiter nach Tauranga Bay zur Robbenkolonie. Der Ort wird ganzjährig von den Tieren als Rastplatz gebraucht. Nur wenige Meter vom Parkplatz entfernt räkelten sich die Robben auf den Felsen. Auch riechen konnte man sie von unserem Aussichtspunkt.

Am Abend gaben wir unser Auto zurück und kochten in der geräumigen Hostelküche unser Abendessen.

Ein Kommentar zu “Südinsel: erste Abenteuer

  1. Karla

    Eine urwüchsige Landschaft und was für ein Abenteuer!!
    Eure Erlebnisse bei der Höhlenwanderung klingen ja beängstigend. Ich bin froh, dass ihr das überstanden habt ohne gößeren Schaden. Bei youtube kann man sich einen Eindruck verschaffen über den „Cave Stream“ und z.B. das ohrenbetäubende Wasserrauschen hören und die Leute sehen, die sich im kalten Wasser in der Dunkelheit vorwärtsbewegen. Ärgert euch nicht wegen der Kamera. Ob man den Wasserfleck nicht wegbekommen kann? (Reinigung in einem Fachgeschäft z.B. ??)
    Viel Glück weiterhin und passt gut auf euch auf!

Schreibe einen Kommentar